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FOR 2600: Ambiguität und Unterscheidung: Historisch-kulturelle Dynamiken
Fachliche Zuordnung
Geisteswissenschaften
Förderung
Förderung seit 2018
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Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 322729370
Die DFG-Forschungsgruppe 2600 „Ambiguität und Unterscheidung. Historisch-kulturelle Dynamiken“ bindet das Ambiguitätskonzept an das Konzept von Unterscheidungen. Dabei fokussiert sie auf die Ambiguierung der Unterscheidungen Geschlecht, Race und Religion. Denn hier werden, so eine Ausgangshypothese der Forschungsgruppe, besondere Dynamiken ausgelöst, deren Erforschung grundsätzlich neue Einsichten ermöglicht. Gleichzeitig geht die Forschungsgruppe davon aus, dass Beobachtungsinstanzen – seien dies Personen, Institutionen, Kunstwerke, Religionen etc. – immer wieder auf Phänomene stoßen, die sie mit den Unterscheidungen, mit denen sie bevorzugt operieren, nicht erfassen können. Der Ambiguitätsbegriff der Forschungsgruppe ist somit strikt konstruktivistisch. Phänomene sind nicht „an sich“ ambig. Vielmehr existiert Ambiguität immer nur in der Beobachtung. Was die eine Beobachtungsinstanz als ambig wahrnimmt und kommuniziert, kann für eine andere daher durchaus eindeutig sein. Ambiguitätssituationen stellen für die Forschungsgruppe gleichsam „Urszenen“ dar, die die jeweiligen Akteure dazu zwingen, sich zu der von ihnen wahrgenommenen Uneindeutigkeit zu verhalten. Ambiguität eröffnet die Möglichkeit, auf beiden Seiten einer Unterscheidung anzuschließen, so dass die Pfadabhängigkeiten des Üblichen unterbrochen werden. Die Forschungsgruppe interessiert sich gerade für diese Offenheit von Ambiguitätssituationen und für die kaum vorhersehbaren Dynamiken, die sie auslösen. In ihrer zweiten Förderperiode fokussiert die Forschungsgruppe auf Interferenzen von Ambiguitäten. Sie fragt also danach, ob und wie die Ambiguierung einer Unterscheidung die Operation mit einer anderen Unterscheidung beeinflusst. Kommt es zu Überlagerungen, welche an bestimmten Orten, also im Hinblick auf bestimmte Phänomene Kontraste verstärken oder nivellieren? Welche Wechselwirkungen von Ambiguierungen und dem Gebrauch von Unterscheidungen lassen sich beobachten und welchen Einfluss haben diese Interferenzen auf die historisch-kulturellen Dynamiken, die von Ambiguität ausgehen? Gibt es bestimmte gesellschaftliche Relaisstellen, die solche Interferenzeffekte wahrscheinlich machen?Durch die Beantwortung dieser Fragen zielt die Forschungsgruppe darauf ab, den Ambiguitätsbegriff, der bislang meist als Epochen- oder Kulturdiagnose verwendet wird, zu differenzieren, um mit seiner Hilfe die vielfältigen und komplexen Dynamiken aufzuschließen, die von Ambiguität ausgelöst werden.
DFG-Verfahren
Forschungsgruppen
Projekte
- Ambiguität und Disambiguierung von Zugehörigkeit - The Regulierung von Fremdheit in der Karibik während des Revolutionszeitalters (1780er-1820er) (Antragsteller Jansen, Jan Christian )
- Das ambige Jahrhundert: Gender, „Bewegungen“ und Ambiguitätsästhetik in den USA, 1800-1900 (Antragstellerin Furlanetto, Elena )
- Das Meer der Neuchristen: Mobilität und Ambiguität konvertierter Juden und ihrer Nachkommen im Adriaraum des Spätmittelalters und der Frühen Neuzeit (Antragsteller Scheller, Benjamin )
- Die Ambiguität des Türkischen in der deutschsprachigen Erzählliteratur der frühen Neuzeit (Antragsteller Wesche, Jörg )
- Geschlechtliche Ambiguität in der Medienberichterstattung der Bundesrepublik Deutschland von den 1970er Jahren bis zur Jahrtausendwende (Antragsteller Becker, Frank )
- Koordinationsfonds (Antragsteller Scheller, Benjamin )
- ‚Neophytes‘, ‚renegados‘,‚creoles‘: Dynamiken der (Dis-)Ambiguierung in nordamerikanischen Diskussionen des Wandels vom Kolonialismus zur Nationalstaatlichkeit (Antragstellerin Buchenau, Barbara )
- Orientalismus im kolonialen Australien, 1770-1901: Eine Transimperiale Perspektive (Antragstellerin Plummer, Patricia )
- Praktiken des Neo-Osmanismus in Kunst und Kunstwissenschaft: Medien der Sakralisierung zwischen anachronistischer Affirmation und Subversion (Antragstellerin Genge, Gabriele )
- Religiöse Zugehörigkeit dis/ambiguieren: Sektierer, Agnostiker und Säkularisten im späten Osmanischen Reich und in der Türkei (Antragstellerin Konuk, Kader )
- Uneindeutige Barockdichtung. Poetische und konfessionelle Ambiguität in Schlesien als kulturdynamische Faktoren einer neuen deutschen Dichtkunst (1620 bis 1742) (Antragsteller Wesche, Jörg )
- Zwischen Schwarz und Weiß. Die südafrikanischen Coloureds und die Apartheid (Antragsteller Marx, Christoph )
Sprecher
Professor Dr. Benjamin Scheller