Familie als kulturelles Erziehungsmilieu. Studien zum Bildungssinn familialer Kulturerfahrungen am Beispiel des Spiels, des Fernsehens und der Familienmahlzeiten
Zusammenfassung der Projektergebnisse
Das Projekt richtet sich auf originäre Erziehungsleistungen und Bildungspotentiale in der Familie. In einem ethnografischen Zugang wurden acht Familien mit mindestens einem Kind im Vorschulalter untersucht, wobei das Sample eine breite Streuung über verschiedene Familienformen und unterschiedliche soziale Situierungen der Familien aufweist. Mit Videografien, Interviews und fotografischen Selbstdokumentationen der Familien wurden Szenen aus dem familialen Alltag sowie Selbstbeschreibungen des familialen Geschehens und der Familiengeschichte dokumentiert. Besonderes Augenmerk galt dabei den Bereichen des Spielens, des Fernsehens und der Mahlzeiten in der Familie. In einer Verknüpfung rekonstruktiver und hermeneutischer Verfahren bei der kategorialen Erfassung der empirischen Befunde wurde ein Modell zur differenzierten Analyse der familialen Erziehungs- und Bildungsmilieus entwickelt. Als Bildungskonfiguration wurden die dynamischen Zusammenhänge zwischen den sozialen, kulturellen und familiengeschichtlichen Bezügen einerseits und der Bearbeitung der daraus erwachsenden Aufgaben und Anforderungen durch die Familien andererseits beschrieben. Mit der Kategorie des Familienstils wurde der Komplex aus Interaktionsformen, Einstellungsmustern sowie Ausrichtungen des Verhältnisses von familialem Binnenmilieu und sozial-kultureller Umwelt zusammengefasst, mit dem die Familie als soziale Gemeinschaft ihre Ordnung bearbeitet. Als Erziehungsgestus schließlich wurden die direkten und indirekten sowie die bewusst intentionalen und die den familialen Praxen inhärenten Formen pädagogischen Handelns in der Familie erfasst. Für die Kategorien des Familienstils und des Erziehungsgestus wurden zudem differenzierte Merkmalsräume konturiert. Zu den zentralen Ergebnissen des Projekts zählt, dass alle untersuchten Familien – sowohl in stabilen als auch in eher belasteten Lagen – sich bei der Bearbeitung ihrer sozial-kulturellen Bezüge und Anforderungen Spielräume eröffnen und Gestaltungspraxen entwickeln, die ein je spezifisches Bildungspotenzial in sich bergen.
Projektbezogene Publikationen (Auswahl)
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(2011): Alles an seinem Platz. Eine Skizze zur familialen Figuration von Bildung in einer Lego-Spielszene. In: Brenne, Andreas/ Gaedtke-Eckardt, Dagmar-Beatrice/ Mohr, Anja/ Siebner, Blanka Sophie (Hg.): Raumskizzen. Interdisziplinäre Annäherungen an aktuelle kulturelle Übergangsräume, München: Kopaed, S. 95-108
Krinninger, Dominik
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(2012): Die Bildung der Familie. Zwischenergebnisse aus einem ethnographischen Forschungsprojekt. In: Zeitschrift für Soziologie der Erziehung und Sozialisation, 32 (3), S. 233-249
Krinninger, Dominik/ Müller, Hans-Rüdiger
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(2012): Erziehung und Bildung in der Familie. Pädagogische Grenzgänge in einem interdisziplinären Feld. In: Zeitschrift für Pädagogik, 58 (1), S. 55-68
Müller, Hans-Rüdiger/ Krinninger, Dominik/ Bahr, Simone/ Falkenreck, Dorothee/ Lüders, Martin/ Su, Hanno
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(2012): Hide and Seek. Zur Sensibilisierung für den normativen Gehalt empirisch gestützter Bildungstheorie. In: Miethe, Ingrid/ Müller, Hans-Rüdiger (Hg.): Qualitative Bildungsforschung und Bildungstheorie. Opladen, Berlin, Toronto: Barbara Budrich, S. 57-75
Krinninger, Dominik/ Müller, Hans-Rüdiger