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Archäologie des transkontinentalen Handels in der spanischen Kolonialstadt Panamá la Vieja. Topographie und Organisation.

Fachliche Zuordnung Ur- und Frühgeschichte (weltweit)
Förderung Förderung von 2008 bis 2010
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 61252889
 
Erstellungsjahr 2010

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Im Rahmen der Kampagne konnten zusammen mit den Ergebnissen von 2007 wichtige Erkenntnisse zur Binnengliederung des Gesamtkomplexes, seiner Einbindung in den öffentlichen Raum und besonders zu seiner Funktion gewonnen werden. Auf Grund des Fundmaterials, wie z.B. Münzen, Porzellan und Steinzeug, sowie wegen der kartographischen Quellen kann der Gebäudekomplex recht genau datiert werden. Eine erste Bebauung des Areals erfolgte im 1. Viertel des 17. Jahrhunderts. Ältere Hinweise konnten wegen bereits o.a. Gründe nicht sicher erfasst werden. Vermutlich Mitte des 17. Jh. kam es zu einem Brand in Folge dessen das Hauptgebäude in Stein errichtet wurde. Bei dem Übergriff des englischen Piraten Henry Morgan im Jahr 1671 wurde das Gebäude entgültig zerstört bzw. kurz danach aufgegeben. Eine umfassende Rekonstruktion der Bebauung wird in Zusammenarbeit mit Prof. Eduardo Tejeira, Universidad de Panama möglich sein. Erstmals konnte in Panama La Vieja ein profan genutztes Grundstück von beträchtlicher Größe (rund 2500qm) archäologisch umfassend und vollständig untersucht werden. Es handelt sich um einen so genannten „Fünf-Hof-Komplex": 1. Auf der Parzelle von Edificio 1 wurde ein repräsentatives, straßenseitiges Gebäude (Innenraum 17x16m) in einer ersten Phase in reiner Holzbautechnik errichtet. Im Untergeschoß ist in der älteren Phase metallverarbeitendes Handwerk (Eisen und Buntmetall) und/oder Handel nachgewiesen. Vermutlich auf Grund eines Brandes erfolgte eine bauliche Umgestaltung. Das Erdgeschoss wurde nun in Steinbauweise errichtet, ein hölzernes Obergeschoss ist anzunehmen. Eine Innenstützreihe wurde entfernt und dadurch im Westabschnitt ein größerer Raum geschaffen. 2. Über eine in der älteren Phase sehr repräsentativ mit Rindermetapodien gestaltete Pflasterung führte ein Zufahrtsweg von der Hauptstraße „Calle del Obispo" in einen von Säulen umschlossenen Innenhof (ca. 17x13m) mit großem Brunnen im Westen und sauber gesetztem Pflaster mit aus größeren Steinen gebildeten Zierlinien. Im Osten konnte über einen Abwasserkanal das anfallende Regenwasser auf eine öffentliche Straße abgeleitet werden. Von dem Innenhof gelangte man über eine Doppelflügeltür in den westlich angrenzenden ummauerten Bereich (Edificio 2). 3. Nördlich angrenzend an den Innenhof befand sich ein Wirtschaftsgebäude mit Küchentrakt (13x16m). Es weist einfache, funktional gestaltete Pflasterungen und einen offensichtlich tiefen, offenen, nach Osten führenden Abwassergraben auf. Das Gebäude war sehr wahrscheinlich in Holzbauweise errichtet; es wies Innenstützen auf und war in mehrere Räume untergliedert. Eine Zweistockigkeit kann nicht sicher belegt werden. Der Befund eines großen eingegrabenen Pfostens deutet auf eine tragende Einrichtung hin, die zusammen mit dem Graben auch einer gewerblichen Produktion gedient haben könnte. Das Fundmaterial zeigt einen auffallend hohen Anteil an Küchen- und Vorratskeramik, wie einheimische Criolla-Ware oder Amphorenteile mit Herkunftsmarken. 4. Am nördlichen Grundstücksende lag ein Garten oder ungepflasterter Hinterhof von18x13m Größe. Erhalten ist ein Teil der originalen Einfassungsmauer. 5. Der gesamte westlich angrenzende Grundstücksbereich (Edificio 2) von ca. 1300qm ist durch eine hohe, massive Steinmauer zum öffenflichen Raum hin abgegrenzt. Große Teile dieser Einfassungsmauer sind noch bis in eine Höhe von 3,20m erhalten. Der Westabschnitt ist in zwei Bereiche gegliedert, ohne dass es Hinweise auf eine Binnengliederung oder Abgrenzung in Form einer Mauer gibt. Der südliche Abschnitt von17x28m weist Pflasterungen und eine eingefaßte, schräg verlaufende Wegführung auf, die vom Durchgang in den Innenhof von Edificio 1 mit Brunnen offensichtlich zum Eingang in diesen Grundstücksteil von der Hauptstraße führt. Insbesondere im südlichen Drittel ist eine ungewöhnlich hohe Konzentration von "Luxusgütern" nachgewiesen: vollständige Gefäße der vermutlich aus Mexiko stammenden roten Feintonware, hochwertiges Porzellan der Ming-Dynastie, Majolika unterschiedlichster Provenienz (spanisch-kolonial, südspanisch, italienisch), Feingläser aus Italien, Spanien, Niederlande und möglichenweise Deutschland, Westerwälder Steinzeug. Von den Kleinfunden können einige, wie Messinggewichte und Tuchplomben, als direkte Indikatoren für Handelsaktivitäten in diesem Bereich angesehen werden. Die nördliche Hälfte des Areals (35x22m) war breiter und lieferte keinerlei Hinweise auf Pflasterungen oder Befestigungen der Hoffläche. Sie enwies sich als verhältnismäßig fundleer. Dies könnte auf eine ehemalige Nutzung als Garten und in einer späteren Phase zur Unterbringung von Zug- und Reittieren hindeuten. Eine vollständige Überdachung kann ausgeschlossen werden. Im südlichen Abschnitt dürfte eine teilweise Überdachung durch die für die Kolonialarchitektur typischen Vordächer bestanden haben. Das ist schon wegen der 2007 entdeckten, eingegrabenen Amphore und der Konzentration von vollständig zerbrochener Feinkeramik als wahrscheinlich anzusehen. Hier dürfte sich, anschließend an die westliche Außenwand von Edificio 1, der Verkaufsraum befunden haben. Die Lagerung der Güter erfolgte im östlich angrenzenden Gebäude.

 
 

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