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Psychobiologische Asthmaprozesse bei Kindern: Welche Rolle spielen sozioökonomischer Status, chronischer Stress und Stressinterpretation für die Asthmaaktivität?

Fachliche Zuordnung Allgemeine, Kognitive und Mathematische Psychologie
Förderung Förderung von 2007 bis 2008
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 54965783
 
Erstellungsjahr 2008

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Studien zeigten wiederholt einen Zusammenhang zwischen dem Ausmaß, in welchem Eltern an chronischem Stress oder depressiven Symptomen leiden und der Häufigkeit und Intensität von Krankheitssymptomen deren Kinder. Eine chronische Erkrankung, welche diesbezüglich besondere Beachtung erfuhr, ist Asthma. Interessanterweise sind bislang die diesen Zusammenhängen zugrunde liegenden Mechanismen nicht bekannt. Das vorliegende Projekt untersuchte daher im Rahmen einer zweijährigen Längsschnittstudie an Kindern mit Asthma und gesunden Kindern sowie deren Eltern mögliche immunologische Mechanismen, wie sich psychologische Variablen auf Seiten der Eltern auf den physiologischen Gesundheitsstatus des Kindes auswirken können. In einer ersten Teiluntersuchung wurde das Ausmaß chronischen Stresses und depressiver Symptome eines Elternteils, depressive und Angstsymptome beim Kind, sowie asthmarelevante Entzündungsmaße erhoben. Es wurde hypothetisiert, dass um sich negativ auf die Gesundheit des Kindes auswirken zu können, die psychologischen Maße der Eltern mit Veränderungen in den beim Kind gemessenen immunologischen Entzündungsmaßen zusammenhängen müssten. Tatsächlich zeigte sich, dass dies zutraf: Depressive Symptome und chronischer Stress eines Elternteils (gemessen beim ersten Laborbesuch) sagten Veränderungen über die folgenden sechs Monate in asthma-relevanten Immunmarkern bei den Kindern vorher. Interessanterweise fand sich dieser Zusammenhang sowohl für Kinder mit Asthma als auch für gesunde Kinder. Des weiteren ließ sich der Zusammenhang nicht mit depressiven oder Angstsymptomen auf Seiten des Kindes erklären. Diese Ergebnisse zeigen, dass der elterlicher psychosoziale Status nicht nur Auswirkungen auf das Immunsystem eines asthmakranken Kindes haben kann, sondern ebenfalls, dass auch die Krankheitsanfälligkeit gesunder Kinder erhöht sein kann, wenn deren Eltern an depressiven Symptomen oder unter chronischem Stress leiden. In einem weiteren Projekt untersuchten wir die biologischen Mechanismen durch welche asthma-bezogene Überzeugungen Krankheitssymptome beeinflussen können. Asthmabezogene Überzeugungen beziehen sich dabei darauf, mit welchem Ausmaß eine Person davon überzeugt ist, die Asthmaerkrankung im Griff zu haben. Im Detail testeten wir die Hypothese, dass für den Gesundheits- und immunologischen Zustand des Kindes nicht unbedingt nur dessen eigene oder aber die asthma-bezogenen Überzeugungen dessen Eltern von Bedeutung sind, sondern dass das Zusammenspiel der Überzeugungen von beiden, Eltern und Kindern, wesentlich ist. Die Ergebnisse dieser Teilstudie bestätigten diese Hypothese. Speziell zeigten sich potentiell negative Veränderungen in asthma-relevanten Entzündungsprozessen, wenn weder die Eltern noch das asthmakranke Kind davon überzeugt waren, die Krankheit im Griff zu haben. Umgekehrt waren eine positive Überzeugung bezüglich des Umgangs mit der Krankheit auf Seiten der Eltern oder auf Seiten des Kindes mit positiven Veränderungen in Immunmarkern verbunden. Dies traf interessanterweise nicht zu, wenn beide, Eltern und Kinder davon überzeugt waren, die Krankheit im Griff zu haben. Dies deutet darauf hin, dass zwar Eltern fehlende Überzeugungen auf Seiten des Kindes kompensieren können, dass es auf der anderen Seite aber auch ab einem bestimmten Punkt besser sein könnte, die Verantwortung für den Umgang mit der Krankheit an das Kind abzugeben.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • Determinants of the NF-kappaB response to acute psychosocial stress in humans
    Wolf JM, Rohleder N, Bierhaus A, Nawroth PP, Kirschbaum C
    (Siehe online unter https://doi.org/10.1016/j.bbi.2008.09.009)
  • (2007). Moderators of basal alpha-amylase and cortisol levels in children with asthma versus healthy children. Brain, Behavior, and Immunity, 21(4), e41
    Wolf JM, Nicholls E, Cochrane KL, Chen E
  • (2007). Parental perceived stress influences inflammatory markers in children with asthma. 2007 WPA Convention, Vancouver, Canada, May 03-06, 2007
    Wolf JM, Walker HA, Cochrane KL, Chen E
  • (2007). Prospective associations of parents’ perceived stress and depression with inflammatory makers in children: a longitudinal study of children with asthma and healthy children. Psychosomatic Medicine, 67(1), A81
    Wolf JM, Walker HA, Cochrane KL, Chen E
  • (2008). Anxiety and depression show opposite patterns of associations with glucocorticoid receptor expression in children. Psychosomatic Medicine, 70(3), A99
    Wolf JM, Chen E
  • (2008). Anxiety and depression show opposite patterns of associations with glucocorticoid receptor expression in children. XXIX International Congress of Psychology (ICP), July 20-25, Berlin, Germany
    Wolf JM, Chen E
  • (2008). Basal salivary alpha-amylase and cortisol outputs are differentially associated with chronic stress in children with asthma versus healthy children. 39th Annual Conference of the International Society of Psychoneuroendocrinology (ISPNE), July 16-20, Dresden, Germany
    Wolf JM, Nicholls E, Chen E
  • (2008). Chronic stress, salivary cortisol, and alpha-amylase in children with asthma and healthy children. Biological Psychology, 78(1), 20-28
    Wolf JM, Nicholls E, Chen E
  • (2008). Glucocorticoid receptor expression in children shows opposite patterns of associations with anxiety and depression. Brain, Behavior, and Immunity, 22(4), e27
    Wolf JM, Chen E
  • (2008). Parent psychological states predict changes in inflammatory markers in children with asthma and healthy children. Brain, Behavior, and Immunity, 22(4), 343-441
    Wolf JM, Miller GE, Chen E
 
 

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