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Projekt 2: Longitudinale Entwicklung der Wahrnehmungs-Handlungs-Kopplung beim GTS: auf der Suche nach Mechanismen, die Remissionen zugrunde liegen
Antragstellerinnen / Antragsteller
Professorin Shu-Chen Li, Ph.D.; Professor Dr. Alexander Münchau
Fachliche Zuordnung
Entwicklungsneurobiologie
Klinische Neurologie; Neurochirurgie und Neuroradiologie
Klinische Neurologie; Neurochirurgie und Neuroradiologie
Förderung
Förderung seit 2022
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 360279285
Das Gilles de la Tourette-Syndrom (GTS) ist eine typische neuropsychiatrische Entwicklungsstörung. Bei vielen Patienten bilden sich die Symptome im Laufe der Adoleszenz teilweise oder vollständig zurück, bei einem beträchtlichen Teil bleiben die Symptome bis ins Erwachsenenalter bestehen. Die Gründe hierfür sind unklar. Die Identifizierung biologischer Marker, die vorhersagen, bei welchen Kindern/Jugendlichen mit GTS die Wahrscheinlichkeit einer Remission größer ist und bei welchen das Risiko besteht, ein persistierendes GTS zu entwickeln, könnte die Behandlung der Patienten entscheidend beeinflussen. So können bei Patienten, bei denen solche biologischen Marker auf eine Remission der Symptome hinweisen, eine permissive Haltung und allgemeine Maßnahmen wie Bewältigungsstrategien, psychosoziale Beratung und vorübergehende symptomatische pharmakologische Maßnahmen ausreichend sein. Bei Patienten, bei denen eine Persistenz der Symptome wahrscheinlich ist, können jedoch intensivere Interventionen zur Förderung kompensatorischer kognitiver Strategien einschließlich kognitiver Verhaltenstherapie zusätzlich zu den allgemeinen Maßnahmen erforderlich sein. Die Wahrnehmungs- und Handlungsverarbeitung, die in der ersten Förderperiode umfassend untersucht wurde, ist ein attraktiver biologischer Marker, da sich eine abnorme Verknüpfung von Wahrnehmungs- und Handlungsprozessen beim GTS als Schlüsselbefund herausgestellt hat. Erwachsene mit persistierendem GTS zeigten eine erhöhte Wahrnehmungs-Handlungs-Kopplung, die mit der Tic-Häufigkeit korrelierte, was auf einen engen pathophysiologischen Zusammenhang zwischen Wahrnehmungs-Handlungs-Kopplung und dem Vorhandensein (oder der Persistenz) von Tics hindeutet. Andererseits war die Wahrnehmungs-Handlungs-Kopplung bei Kindern und Jugendlichen mit GTS auf der Verhaltensebene normal, obwohl die zugrundeliegenden neuronalen Aktivierungsmuster sich von denen altersgleicher gesunder Kontrollpersonen unterschieden. Dies deutet darauf hin, dass eine erhöhte Wahrnehmungs-Handlungs-Kopplung als mögliches Zeichen einer verzögerten Entwicklung von Wahrnehmungs- und Handlungsintegrationsprozessen kein Merkmal der GTS-Population insgesamt ist, sondern eher ein Merkmal von GTS-Patienten mit bis ins Erwachsenenalter anhaltenden Symptomen. Projekt 2 konzentriert sich in der zweiten Förderperiode auf Entwicklungsaspekte des GTS und zielt darauf ab, longitudinal Muster von Entwicklungsprozessen in der Wahrnehmungs-Handlungs-Integration zu identifizieren, die zwischen Entwicklungsnormalisierung, die einer Symptomremission zugrunde liegen, und solchen der fortgesetzten atypischen Entwicklung, die zur Symptompersistenz oder -verschlechterung im Erwachsenenalter führen, differenzieren. Diesem wird mit Hilfe etablierter Verhaltensparadigmen und begleitender EEG-Untersuchungen einschließlich der Analyse von RIDE-differenzierter EEG-Daten, der Analyse oszillatorischer EEG-Aktivität und der Quellenlokalisierung nachgegangen.
DFG-Verfahren
Forschungsgruppen
Mitverantwortlich
Dr. Julius Verrel