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Deutschsprachige SalafistInnen in der Schweiz: Skizze der gegenwärtig präsenten Spektren und Analyse ihrer moralischen Aushandlungsprozesse
Antragstellerin
Dr. Mira Menzfeld
Fachliche Zuordnung
Ethnologie und Europäische Ethnologie
Islamwissenschaft, Arabistik, Semitistik
Religionswissenschaft und Judaistik
Islamwissenschaft, Arabistik, Semitistik
Religionswissenschaft und Judaistik
Förderung
Förderung von 2019 bis 2021
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 420579519
Die beantragte Feldforschung leistet eine übergreifende Skizze gegenwärtiger salafistischer Spektren in der deutschsprachigen Schweiz. Unter Rückgriff auf die Analyse moralischer Aushandlungsprozesse in Alltagssituationen kann außerdem beschrieben werden, wie Angehörige der jeweiligen salafistischen Gruppen ihre Argumentationen und Handlungsstrategien gestalten.Bislang fokussierte die Ausgangsfrage der Salafismusforschung in der Schweiz vorrangig auf Sicherheitsaspekte, und basierte auf Außensichten auf gewaltbereite jihadistische Personen. Diese Perspektive trägt weder den unscharfen Trennlinien zwischen jihadistischen und nichtjihadistischen Gruppen, noch einem tieferen Verständnis der Binnenströmungen und Innensichten innerhalb salafistischer Netzwerke Rechnung.Das Projekt fußt auf der Annahme, dass zentrale Charakteristika salafistischer Glaubenspraxen besonders gut verstanden werden können, wenn moralische Aushandlungsprozesse im Alltagsleben sowie daraus folgende Entscheidungen und Handlungen kontextualisiert betrachtet und analysiert werden. Die geplante Feldforschung zielt darauf ab herauszufinden,- welche moralischen Bewertungsprozesse im Alltagsleben von SalafistInnen aufkommen, und welche Folgen diese Bewertungen haben können (wie etwa bestimmte Entscheidungen, Handlungen, etc);- auf Basis welcher religiöser Schlüsselkonzepte (oder auch nichtreligiöser Begründungen) SalafistInnen moralische Bewertungen, Entscheidungen und Handlungen vollziehen;- inwiefern es Verbindungen von konkreten moralischen Aushandlungsmustern und der Gruppenzugehörigkeit innerhalb der salafiyya gibt;- wie verschiedene salafistische Spektren sich in der Auslegung religiöser Schlüsselkonzepte unterscheiden, die als Pfade zu einem guten, ‚moralischen‘ Leben begriffen werden.Um die Innensichten von SalafistInnen auf selbstzugeschriebene Gruppenzuordnungen, -abgrenzungen, moralische Evaluationen und Handlungsstrategien zu verstehen, empfiehlt sich ein ethnologischer Zugang zu den Beforschten. Teilnehmende Beobachtungen und narrativ-explorative Interviews sowie moralethnologische Auswertungsansätze stehen hierbei im Mittelpunkt.Am Schluss des zweijährigen Projekts kann eine prozessuale Skizze der gegenwärtigen deutschsprachigen salafiyya in der Schweiz dargelegt werden. Zudem werden subkulturell spezifische Bewertungs-, (Re)Aktions- und Argumentationsmuster besser verstanden. Dies verhilft der noch jungen Salafismusforschung zu Grundlagenkenntnissen, die den Ausgangspunkt für weitere Forschungen bilden können. Zudem vermögen durch die Bearbeitung der genannten Bereiche sicherheitssensible Entscheidungen hinblicklich potentiell gefährdender SalafistInnen kenntnisreicher getroffen werden. Die Ergebnisse sind sowohl für EthnologInnen, ReligionswissenschaftlerInnen und IslamwissenschaftlerInnen als auch für PolitikwissenschaftlerInnen, Terror- und ExtremismusforscherInnen, politische Entscheidungstragende und die interessierte Öffentlichkeit relevant.
DFG-Verfahren
Forschungsstipendien
Internationaler Bezug
Schweiz
Gastgeberin
Professorin Dr. Dorothea Lüddeckens