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Jugend, Staatsbürgerschaft und Zugehörigkeit in England in Zeiten des Brexits

Antragstellerin Dr. Imogen Feld
Fachliche Zuordnung Bildungssysteme und Bildungsinstitutionen
Förderung Förderung von 2018 bis 2021
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 411084067
 
Erstellungsjahr 2022

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Ziel des Projekts war es, eine eingehende Analyse zu liefern, wie Jugendliche im Übergang zum offiziellen Erwachsenenalter ihre Möglichkeiten zur gesellschaftlichen Teilhabe in der Zeit nach dem EU-Referendum im Jahr 2016 und vor dem bevorstehenden Austritt Großbritanniens aus der EU sahen. Die Studie konzentrierte sich auf Jugendliche im Alter von 15 bis 17 Jahren, die noch nicht die vollen Rechte einer erwachsenen Staatsbürgerschaft besaßen (z. B. Wahlrecht). Die Altersgruppe zeichnete sich zudem dadurch aus, dass sie die Phase des Übergangs zwischen Schule und Berufsbildung, Schule und Universität und Schule weitere Formen der Bildung befanden. Die wahrge- 9 nommene gesellschaftliche Teilhabe der Jugendlichen wurde unter Berücksichtigung von Theorien zur gesellschaftlichen Mitgliedschaft (citizenship theories) und Zugehörigkeit (sense of belonging) analysiert. In dieser qualitativen Studie, die im Frühjahr/ Sommer 2019 erfolgte, wurden 17 Gruppeninterviews mit Jugendlichen in verschiedenen Regionen in England geführt, welche hinsichtlich Merkmale wie Wahlausgang im EU-Referendum und soziale Mobilität ausgewählt wurden. Die transkribierten Gruppeninterviews wurden Inhalts-analytisch und mithilfe der Typenbildung ausgewertet. Das Thema Brexit war insofern bedeutsam, da dies gerade im Jahr 2019, in dem die Feldphase der Studie stattfand, den politischen Diskurs in Großbritannien beherrschte. Hinsichtlich ihrer gesellschaftlichen Teilhabe konnte für ein Teil der Jugendlichen der Brexit als politisches Ereignis verstanden werden, das ihnen eine politische Ohnmacht verdeutlichte, da sie sich nicht vom Ergebnis des EU-Referendums repräsentiert fühlten. Zugleich sahen sie keine Möglichkeiten der Repräsentation in naher Zukunft. Dies führte dazu, dass sie zum Teil bestehende politische Strukturen hinterfragten. Für andere Jugendliche wurden diese fehlenden Teilhabemöglichkeiten als legitim gedeutet und strukturell als gegeben gesehen. Zugleich verdeutlichten die Jugendlichen, indem sie ihre Situation mit anderen Länderkontexten verglichen, die sich ihrer Meinung in gravierendere politische Krisen (wie z. B. Kriege) als Großbritannien befanden, dass sie in ihrer alltäglichen Lebensführung nicht von Brexit betroffen fühlten und sie Themen wie Schule und den Übergang zum Beruf ihre gesellschaftliche Teilhabe stärker beschäftigte. Durch die explorative Natur der Studie wurde das Thema Britisch-sein und Europäisch-sein/EU-Staatsbürger*in sein, das in den Gruppeninterviews von den Teilnehmenden in der Gesprächsführung über Brexit aufgegriffen wurde, genauer betrachtet. Hier dienten insbesondere Konzepte wie ‚sense of belonging‘ als analytisches Raster. Die Studie erlaubt es, Einblicke in Teilhabeperspektiven von Jugendlichen zu erhalten, die in weiteren Studien durch internationale Vergleiche sowie im nationalen Kontext hinsichtlich politischer Teilhabe und parlamentarische Repräsentation vertieft werden können.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • (2021): Participation and everyday comparisons in the time of Brexit: Young people’s perspective in England. Tertium Comparationis, Journal für International und Interkulturell Vergleichende Erziehungswissenschaft. 2021, Vol. 27(2), S. 164-180
    Feld, I.
    (Siehe online unter https://elibrary.utb.de/doi/10.31244/tc.2021.02.04)
 
 

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