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Wer profitiert vom Wohnungsneubau?

Antragsteller Dr. Andreas Mense
Fachliche Zuordnung Wirtschaftspolitik, Angewandte Volkswirtschaftslehre
Förderung Förderung von 2018 bis 2021
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 409193813
 
Freie Wohnungsmärkte versorgen einkommensschwache Haushalte hauptsächlich über den Filtering-Prozess mit Wohnraum. Der Filtering-Theorie zufolge löst die Fertigstellung einer neuen Wohneinheit eine Kette an Umzügen aus. Zuerst zieht ein wohlhabender Haushalt in die neue Wohnung ein. Dessen alte Wohnung wird von einem Haushalt mit geringerem Einkommen besetzt, der wiederum seine Wohnung einem anderen Haushalt überlässt. Auf diese Weise wechseln mehrere Haushalte von älteren, qualitativ schlechteren Wohnungen in neuere, was letztendlich das untere Ende der Verteilung der Mieten entlastet. Je nach Marktumfeld ist es jedoch denkbar, dass Eigentümer von Wohnungen moderater Qualität diese vor der Wiedervermietung zunächst modernisieren. In dem Fall bleiben die Mieten im unteren Bereich der Verteilung unverändert. Es ist also eine empirische Frage, welche Bereiche der Verteilung der Mieten auf Wohnungsneubau reagieren.Das Hauptziel des Projektes ist es, mithilfe von Quantils-Instrumentalvariablenschätzungen und auf Basis von Daten aus Deutschland die Auswirkungen von Wohnungsneubau auf die Verteilung der Mieten zu bestimmen. Dabei soll auch die zeitliche Dimension untersucht werden. Die Miete ist ein perfekter Indikator für die Qualität einer Wohnung, sofern „Qualität“ als eine Kombination beliebiger Eigenschaften der Wohnung (Ausstattung, Lage, …) verstanden wird – wie in der Literatur üblich. Eine wesentliche Innovation des Projektes ist die Identifizierung exogener Änderungen des lokalen Wohnungsangebots durch zufällige Variation im Wetter. In Vorarbeiten konnte gezeigt werden, dass ein besonders nasser Juli zu deutlich weniger Fertigstellungen am Ende des gleichen Jahres führt. Die meisten der betroffenen Gebäude wurden den Daten zufolge erst zehn bis zwölf Monate später fertiggestellt. Derartige Wetterschocks erzeugen also ausreichend Variation im lokalen Angebot an neuem Wohnraum, sodass ökonomische Effekte zu erwarten sind.Das Projekt soll außerdem die Heterogenität des Filtering-Prozesses untersuchen. Dazu soll ein theoretisches Modell entwickelt werden, das explizit die Effekte von Umzugskosten und der Neigung der Eigentümer, Wohnungen moderater Qualität zu modernisieren, beinhaltet. Beide Aspekte spielen eine wichtige Rolle, weil der Filtering-Prozess aus einer Kette an Umzügen besteht und durch Modernisierungstätigkeit gestoppt werden kann. Die Vorhersagen des Modells sollen dann empirischen überprüft werden, indem räumliche Unterschiede in der Mobilität von Haushalten und in der Modernisierungshäufigkeit ausgenutzt werden.Das Projekt basiert auf drei Datensätzen. Daten zu Fertigstellungen und Bauabgängen werden von den Statistischen Ämtern der Länder bereitgestellt. Vermietungsangebote von Wohnungen wurden von drei großen Webseiten im Zeitraum 2011—2017 gesammelt. Der Deutsche Wetterdienst stellt Rasterdaten zu verschiedenen Wetter-Variablen zur Verfügung. Alle Datensätze erlauben eine monatsgenaue Zuordnung.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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