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FOR 2898: Militärische Gewaltkulturen – Illegitime militärische Gewalt von der Frühen Neuzeit bis zum Zweiten Weltkrieg
Fachliche Zuordnung
Geisteswissenschaften
Förderung
Förderung seit 2021
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 407133841
Das zeitliche Spektrum der zweiten Projektphase umfasst wieder die Epochen der großen zwischenstaatlichen Konflikte vom ausgehenden 17. Jahrhundert bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges. So vielversprechend die Ergebnisse der ersten Projektlaufzeit sind, so sehr bedürfen sie noch der Schärfung, Vertiefung und Erweiterung, um die Entstehung, Veränderung und Wirkungsmechanismen von militärischen Gewaltkulturen differenziert beschreiben zu können. Die Forschungsgruppe hat sich daher entschieden, weiter historisch zu arbeiten, in demselben Untersuchungszeiträumen weitere Studien vorzunehmen, um durch neue Ergebnisse und gezielte Vergleiche die Befunde der ersten Förderphase zu schärfen und zu verdichten. Im Mittelpunkt stehen dabei nach wie vor die Streitkräfte der europäischen Großmächte. Allerdings wird der Blick über diesen Kern hinaus geweitet. Die Analyse der Gewaltkultur der jungen polnischen Streitkräfte, der US-amerikanischen Armee im Zeitalter der Weltkriege sowie des Gewaltraums Spanien in den Karlistenkriegen schärft das Verständnis für die Genese von militärischen Gewaltkulturen und ihre Verflechtungsgeschichte. Das Vorgehen orientiert sich dabei an der ersten Förderphase: Es wird gezeigt, wie politisch-gesellschaftliche Aushandlungsprozesse und die Organisationskultur der Streitkräfte eine Gewaltkultur formen. Dabei kommt ein multiperspektivisches Instrumentarium zum Einsatz, das politik-, militär- und rechtsgeschichtlichen Ansätzen ebenso enthält wie emotions-, religions- und gendergeschichtliche Perspektiven. Drei ‚Arenen’ der Gewalt werden in den Blick genommen: 1. das Schlachtfeld mit der Gewalt gegen (potentielle) Gefangene, 2. das Besatzungsgebiet mit der Gewalt gegen Nicht-Kombattanten und 3. neu im Fokus ist die Gewalt gegen Sachen (Plünderungen, Zerstörung von Kulturgütern und ziviler Infrastruktur), die sowohl im Frontgebiet als auch im Hinterland vorkommen konnte. Die Teilprojekte sind so angelegt, dass sie sich vielfach untereinander verschränken. Die Frage, inwieweit von Plünderungen und Verwüstungen ziviler Infrastruktur sowie die gezielte Zerstörung von Kulturgütern eine Gewaltkultur prägten, wird intensiv thematisiert. Ebenso wird die Rolle der Öffentlichkeit in allen Projekten stark akzentuiert. Die Fallbeispiele der zweiten Förderphase sind so gewählt, dass sie Diskurs und militärische Gewaltpraxis gleichermaßen behandeln.
DFG-Verfahren
Forschungsgruppen
Internationaler Bezug
Frankreich, Großbritannien, Österreich, Polen, Russische Föderation
Projekte
- Das deutsche Militär und exzessive Gewalt im Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 (Antragstellerin Aschmann, Birgit )
- Gewalttäige Männer in Revolution und Weltkriegen (1905-1945): Illegitime militärische Gewalt von Kosakeneinheiten in unterschiedlichen Regimen (Antragsteller Behrends, Jan C. )
- Grenzüberschreitungen. Zu Genese, Ausmaß und Folgen "illegitimer" Gewalt in den spanischen Karlistenkriegen des 19. Jahrhunderts (Antragstellerin Aschmann, Birgit )
- Gräueltaten und Exzesse. Illegitime Gewalt durch die US-Armee im Zeitalter der Weltkriege, 1914–1945 (Antragsteller Neitzel, Sönke )
- Illegitime Gewalt in den französischen und österreichischen Armeen während den Französischen Revolutionskriegen und den Napoleonischen Kriegen (1789–1815) (Antragstellerin Bührer, Tanja )
- Koordinationsfonds (Antragsteller Neitzel, Sönke )
- Militärische Gewaltkulturen in den beiden "Großen Türkenkriegen" (1683-1718). Die habsburgischen und osmanischen Armeen im Vergleich (Antragsteller Asche, Matthias ; Koller, Markus )
- Teilprojekt 3: Gewaltkulturen in den Armeen der europäischen Großmächte während der Revolutions- und Napoleonischen Kriege. Gewaltvergehen und internationale Diskurse (1792-1815) (Antragstellerin Gahlen, Gundula )
- Teilprojekt 6: Die Entstehung der polnischen Armee: Nationale Selbstbehauptung und militärische Gewalt (1914-1926) (Antragsteller Behrends, Jan C. )
- Zur Sache der Gewalt. Militärische Übergriffe, Plünderung und Kulturgutzerstörung im Siebenjährigen Krieg am Beispiel Sachsens (1756-1763) (Antragsteller Füssel, Marian )
Sprecher
Professor Dr. Sönke Neitzel