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Lehnwörter und Tauschobjekte: Archäo-linguistische Netzwerkanalyse und -modellierung der kulturellen Verflechtungen entlang des Nigers, zwischen Sahara und Regenwald (700-1500 n.Chr.)
Antragsteller
Dr. Nikolas Gestrich; Professor Dr. Henning Schreiber
Fachliche Zuordnung
Ur- und Frühgeschichte (weltweit)
Afrika-, Amerika- und Ozeanienbezogene Wissenschaften
Angewandte Sprachwissenschaften, Computerlinguistik
Afrika-, Amerika- und Ozeanienbezogene Wissenschaften
Angewandte Sprachwissenschaften, Computerlinguistik
Förderung
Förderung seit 2018
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 404355167
Dieses Forschungsprojekt untersucht Kulturkontakt und Interaktion entlang des Mittellaufs des Niger in der Zeit vor 1500 aus einer gemeinsamen Perspektive von historischer Linguistik und Archäologie. In unserem Ansatz bilden wir historische und kulturelle Verflechtungen über dynamische Netzwerke ab und analysieren die historische regionale Interaktion in einem interdisziplinären und multimodalen Netzwerkmodell auf der Basis einer Stratifizierung des historischen Sprach- und Kulturkontakts. Dabei greifen wir auf neuere Entwicklungen in der historischen Lehnwort- und Netzwerkforschung zurück und erschließen über die Verknüpfungsebene Kognition neue Möglichkeiten der Zusammenarbeit zwischen historischer Linguistik und Archäologie. In der Erforschung des mittleren Nigers als vernetzter Kulturraum bietet unser Ansatz eine neue historische Perspektive auf eines der dynamischsten und vielfältigsten Gebiete Westafrikas.Die erste Phase war der Erhebung, Systematisierung oder Aufarbeitung von Daten und der Durchführung von Proof-of-Concept-Studien anhand von Keramik gewidmet. Keramik ist das am weitesten verbreitete und auch am häufigsten publizierte archäologische Material und bildet die Grundlage für die meisten Arbeiten zur kultureller Vielfalt und Austausch in diesem Gebiet. Unsere aktuelle Arbeit zeigt, dass viele verfügbare ethno-archäologische, archäologische und linguistische Daten von einer weitergehenden Analyse mit Methoden der Sozialen Netzwerkanalyse profitieren und in komplexe Datenmodelle integriert werden können – wenn Daten angemessen transformiert und operationalisiert werden. Wir haben die Anwendbarkeit des Ansatzes und das Potential anhand mehrerer Proof-of-Concept-Studien für den Mittleren Niger und den Niger-Bogen exemplarisch nachgewiesen. Unsere Ergebnisse zeigen, dass der systematische Vergleich von Taxonomien und Inventaren neue Einblicke in die Geschichte der materiellen Kultur und wertvolle Erkenntnisse über den Kulturkontakt und seine Geschichte liefert. Die Ergebnisse zeigen auch, dass die Anwendung eines Netzwerkansatzes neue Erkenntnisse über historische Kulturkontakte ermöglicht und das Verständnis der keramischen Traditionen des Gebietes entscheidend erweitert.In der zweiten Phase werden wir unsere Netzwerkmodelle weiter verfeinern und das Forschungsgebiet thematisch und geographisch auf den unteren und oberen Niger ausweiten. Unser Fokus wird auf der Frage nach dem Kontakt zwischen Manding-Varietäten (Bambara- Maninka), sowie Manding- und Nord-Mande-Kulturen (z.B. Bambara-Soninke, Soninke-Bozo) liegen. Wir werden die Untersuchung auf Pflanzen, Tiere und häufige Kleinfunde wie Metalle ausdehnen um somit Spezialisierung und Fernhandel im Modell abzubilden. Im Zuge dieser Erweiterung werden wir die Daten aus anderen Projekten innerhalb des SPP einbeziehen können und somit die bereits etablierten räumlichen und integrierten Netzwerkmodelle des Kulturkontakts und die Sprachkontakt-Stratifikationsanalyse ergänzen.
DFG-Verfahren
Schwerpunktprogramme