Sind Abschlussprüfer in den Erstellungsprozess der Finanzberichte ihrer Mandanten involviert?

• Antragsteller: Professor Dr. Martin Nienhaus
• Fachliche Zuordnung: Accounting und Finance
• Förderung: Förderung von 2018 bis 2020
• Projektkennung: Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 395387084

Dieses Projekt nutzt einen neuen Ansatz basierend auf Textanalyseverfahren, um zu testen, ob Finanzberichte von Unternehmen mit denselben Abschlussprüfern einen höheren Grad an textueller Gleichheit aufweisen. Das Vorliegen einer erhöhten textuellen Gleichheit in solchen Fällen würde bedeuten, dass Abschlussprüfer in den Erstellungsprozess involviert sind, was den Wert der Abschlussprüfung deutlich einschränkt. Eine solche Involvierung würde auch zur Selbstprüfung führen, welche grundlegend die Objektivität und Unabhängigkeit der Abschlussprüfer beeinträchtigt und im starken Kontrast zu den ethischen Vorgaben der International Standards on Auditing (ISA) steht.Die Studie nutzt mit der empirischen Analyse von deutschen Unternehmen ein einmaliges institutionelles Setting: Im Gegensatz zu den USA müssen in Deutschland fast alle kapitalmarktorientierten und nicht-kapitalmarktorientierten Unternehmen einen Lagebericht veröffentlichen, der zugleich vom Abschlussprüfern zu prüfen ist. Zudem unterschreiben Abschlussprüfer das Testat mit ihrem Namen, so dass einzelne Personen auf Abschlussprüferebene identifizierbar sind. Auf Basis dieser Daten können wir isolieren, ob der Einfluss von Abschlussprüfern auf die textuelle Gleichheit von Lageberichten auf der Partner-, Office-, oder Firmenebene entsteht. Ergänzend führen wir Tiefeninterviews mit Abschlussprüfern durch, um ein besseres Verständnis für die genauen Mechanismen einer Abschlussprüfer-induzierten textuellen Gleichheit zu erhalten.Die Ergebnisse der Studie könnten für den Berufstand der Abschlussprüfer interessant sein, da die Studie das Kernproblem der Abschlussprüferunabhängigkeit direkt adressiert. Zudem leistet die Studie einen Beitrag zur Forschung in zwei spezifischen Bereichen, in denen bisher aufgrund von Datenverfügbarkeit sehr wenig Erkenntnisse vorhanden sind: Zum einen die Prüfung von nicht-kapitalmarktorientierten Unternehmen und zum anderen die Prüfung von eher qualitativen Lageberichten.

• DFG-Verfahren: Sachbeihilfen