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Ontologien personaler Identität
Antragsteller
Privatdozent Dr. Jörg Noller
Fachliche Zuordnung
Theoretische Philosophie
Praktische Philosophie
Praktische Philosophie
Förderung
Förderung von 2018 bis 2019
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 392884996
Die gegenwärtige Debatte um personale Identität hat sich in den letzten Jahren stark ausdifferenziert und ist hauptsächlich geprägt durch drei Zugangsarten: (1) Ontologische Zugänge, die sich mit der komplexen substanziellen Verfasstheit von Personen und ihrer raumzeitlichen Struktur befassen. (2) Bewusstseinstheoretische Zugänge, die auf die mentale Struktur des Subjekts und die Kontinuität seiner Erinnerung fokussieren. (3) Akteurstheoretische Zugänge, die besonders die praktische Identität der Person durch moralisches Handeln, Narrativität und biographische Lebensformen betrachten. Während im Rahmen von ontologischen Zugängen meist die Frage nach der substanziellen und raumzeitlichen Verfassung von Personen im Zentrum steht und dabei Fragen nach der praktischen Lebensform von Personen und ihrem normativen Status häufig ausgeblendet werden, trifft für die akteurstheoretischen Zugänge genau das Gegenteil zu. Hier wird zwar die praktische Existenzform von Personen eingehend reflektiert, dabei jedoch ihr ontologischer Status zumeist unthematisiert gelassen. Ebenso neigen bewusstseinstheoretische Zugänge entweder dazu, ontologische Fragen auszuklammern, oder aber einem Reduktionismus zu verfallen, der der praktischen und normativen Existenz von Personen nicht gerecht werden vermag. Ein adäquater und integrativer Begriff von personaler Identität setzt jedoch ein näher spezifiziertes Verhältnis von theoretischer und praktischer Dimension voraus. Das geplante wissenschaftliche Netzwerk will sich daher mit der zumeist nur implizit thematisierten Ontologie der praktischen und bewusstseinstheoretischen Theorien personaler Identität befassen und diese explizit machen. Auf diese Weise sollen die verschiedenen Zugänge zum Problem personaler Identität in ein fruchtbares systematisches Gespräch gebracht werden. Dabei soll der Zusammenhang von zugrunde gelegter Ontologie einerseits und den spezifischen Formen personaler Existenz wie Selbstbewusstsein, Willensstruktur und Normativität andererseits hergestellt werden. Es sollen insbesondere die ontologischen Verpflichtungen expliziert werden, die gegenwärtige akteurs- und bewusstseinstheoretische Zugänge eingehen ebenso wie die praktischen und akteurstheoretischen Implikationen, die sich aus gegenwärtigen rein ontologisch fokussierenden Theorien ergeben. Ziel des wissenschaftlichen Netzwerk ist es damit, Koordinaten der gegenwärtigen Debatte um die Verfasstheit personaler Identität zu identifizieren und eine ontologische Landkarte abzustecken, innerhalb derer die verschiedenen akteurs- und bewusstseinstheoretischen Zugänge der gegenwärtigen Debatte verortet werden können. Das geplante Forschungsnetzwerk will zugleich an der Problematik der Äquivokation des Begriffs personaler Identität ansetzen und versuchen, einen einheitlichen Begriff personaler Identität zu entwickeln, der möglichst eindeutig verwendet werden kann, indem er alle drei Dimensionen gleichermaßen in ihrem Verhältnis zueinander berücksichtigt.
DFG-Verfahren
Wissenschaftliche Netzwerke