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Vom Spätmittelniederländischen zu Frühneuniederländischen: Der Einfluss des Buchdrucks auf die Standardisierung der niederländischen Schreibsprache.

Fachliche Zuordnung Angewandte Sprachwissenschaften, Computerlinguistik
Förderung Förderung von 2016 bis 2022
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 324558935
 
Das Projekt beschäftigt sich mit der Standardisierung der niederländischen Schreibsprache, deren Geschichte erneut reflektiert werden soll. Ziel des Projekts ist es, den Einfluss der technologischen Erfindung der Buchdruckkunst auf die Standardisierung der niederländischen Schreibsprache zu untersuchen. Es wird vorausgesetzt, dass sich in gedruckten Büchern bereits zu Beginn des 16. Jahrhunderts eine supra-regionale Schreibsprache etablieren konnte, so dass die Standardisierung des Niederländischen weit früher begann als bisher angenommen wurde. In der Forschung zur Sprachgeschichte des Niederländischen wurde bisher von der Prämisse ausgegangen, dass sich die niederländische Schreibsprache gegen Ende des 16. Jahrhunderts, Anfang des 17. Jahrhunderts in der Region Holland, die im Goldenen Zeitalter eine ökonomische und kulturelle Blütezeit durchlebte, standardisiert habe. Obwohl es im 16. Jahrhundert frühe Standardisierungstendenzen in den südlichen Niederlanden gab, sollen diese keinen Erfolg gehabt haben.Jüngste Forschungsarbeiten haben jedoch ergeben, dass in gedruckten Texten bereits zu Beginn des 16. Jhs. regionale Sprachmerkmale systematisch durch überregionale, frühneuniederländische Sprachmerkmale ersetzt wurden. Eine Vorreiterrolle im frühen Standardisierungsprozess des Niederländischen spielte die Stadt Antwerpen (Region Brabant), zu Beginn des 16. Jhs. die wichtigste Handelsmetropole in den Niederlanden. Auch in der Region Holland wurden jedoch bereits früh regionale Varianten durch überregionale Varianten ersetzt. In der Ijsselregion und in Flandern konnte diese Entwicklung erst später nachgewiesen werden.Das Projekt verfolgt drei Ziele: 1) Anhand einer empirischen quantitativen und qualitativen Untersuchung der drucksprachlichen Varianz in religiösen und edukativen Texten des späten 15. Jhs. bis späten 16. Jhs. soll die Periode des Übergangs vom Spätmittelniederländischen zum Frühneuniederländischen für jede der vier oben genannten Dialektregionen genau bestimmt werden.2) Der Einfluss des Buchdrucks auf die Uniformierung der niederländischen Schreibsprache soll anhand eines Vergleichs der Sprache in Manuskripten bzw. in Druckschriften der gleichen Textsorte herausgestellt werden. Falls in Manuskripten deutlich länger als in gedruckten Texten regional geschrieben wird, wird die Hypothese, dass der Buchdruck die Standardisierung des Niederländischen erheblich begünstigt hat, bestätigt.3) Die Forschungsergebnisse der Ziele 1 und 2 sollen erklärt werden. Wie konnte einige Jahrzehnte vor der Kodifizierung der niederländischen Schreibsprache eine implizite Sprachnorm unter merkantilen Druckern entstehen? Welche soziokulturellen Faktoren haben den Übergang vom dialektischen Spätmittelniederländischen zum supra-regionalen Frühneuniederländischen zu Beginn oder Anfang des 16. Jhs. begünstigt? Das Projekt soll demgemäß einen Beitrag zum Aufzeigen der Zusammenhänge zwischen niederländischer Sprach- und Kulturgeschichte leisten.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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