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"...wir sagen ab der internationalen Gelehrtenrepublik"? -- Internationale akademische Beziehungen Deutschlands von 1933 bis 1945: Wissenschaftliche Transfer- und Kooperationspraktiken zwischen Autarkie- und Hegemonieansprüchen am Beispiel der Philosophie und Philologie

Fachliche Zuordnung Germanistische Literatur- und Kulturwissenschaften (Neuere deutsche Literatur)
Geschichte der Philosophie
Wissenschaftsgeschichte
Förderung Förderung von 2016 bis 2022
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 313271404
 
Erstellungsjahr 2022

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Gegenstand unseres Forschungsprojekts sind die überraschend umfangreichen und vielfältigen akademischen Kontakte, die in der Zeit zwischen 1933 und 1945 zwischen dem nationalsozialistischen Deutschland und dem Ausland bestanden. Obgleich mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten die wissenschaftlichen Außenkontakte politischer Steuerung, Restriktion und Kontrolle unterworfen wurden und man eine Wissenschaftsauffassung propagierte, die überaus kritisch zur ‚Internationalität‘ von Wissenschaft stand, beeinträchtigte der proklamierte und angestrebte Übergang zu einer ‚radikal mit der Tradition brechenden Wissenschaftsauffassung‘ die internationalen Wissenschaftsbeziehungen in der Praxis nur begrenzt. Fokussiert auf die Geisteswissenschaften haben wir Theorie und Praxis wissenschaftlicher Internationalität während des Nationalsozialismus studiert und uns mit den bislang kaum untersuchten Diskrepanzen und Interferenzen dieses Verhältnisses auseinandergesetzt. Wie aus unseren Projektarbeiten hervorgeht, favorisierte man vor allem in den ersten Jahren des NS-Regimes eine partikularistische Konzeption von Wissenschaft, in der ‚völkische‘ Standortgebundenheit und rassen-biologische Eigenschaften der personalen Träger von Wissensansprüchen Genese und Geltung wissenschaftlichen Wissens bestimmen sollten. Sowohl die nach außen gerichtete Abschottung gegen vor allem westliche Einflüsse als auch die nach innen gerichtete völkische ‚Reinigung‘, die zahlreiche regimekritische und vor allem jüdische Wissenschaftler seit 1933 in die Emigration zwang, wurde von der internationalen scientific community entsprechend scharf kritisiert. Dennoch blieben die internationalen Wissenschaftsbeziehungen auch zwischen 1933 und 1945 außerordentlich intensiv. Mit den einsetzenden Kriegsvorbereitungen ebbte die politische Agitation gegen internationale wissenschaftliche Kontakte dann merklich ab. An die Stelle internationaler traten allerdings verstärkt bilaterale Kooperationen, die durch die ersten Kriegserfolge noch einmal merklich an Auftrieb gewannen. Autarkie- und Expansionsbestrebungen führten zu Modifikationen im NS-Wissenschaftsverständnis, das nun explizit formulierte Hegemonieansprüche mit einer aggressiven Europa-Ideologie verband und dafür exklusive Infrastrukturen und Kooperationsformate entwickelte. Wir haben die ‚Internationalität‘ der deutschen Wissenschaften vor allem im Blick auf Philosophie und Philologie, und zwar anhand von Fach- und Kulturzeitschriften, internationalen Tagungen und Kongressen und der individuellen Reisetätigkeit von Forschern untersucht. Die materiale Basis unserer Befunde bilden eine umfangreiche Aufsatzdatenbank und Archivmaterialien aus dem Reichserziehungsministerium (REM) und dem Auswärtigen Amt (AA). Im November 2017 wurde eine Tagung zur „Zwischenvölkischen Aussprache“. Internationale Wissenschaftsbeziehungen in wissenschaftlichen Zeitschriften 1933–1945, im Februar 2019 eine Tagung mit dem Titel: „mit vorsichtig ausgewählten Ausländern zusammenkommen“. Internationale Tagungen und wissenschaftlicher Austausch in der Zeit des Nationalsozialismus veranstaltet. Die Ergebnisse beider Tagungen sind publiziert. Die Projektgruppe setzte sich aus Berliner und Heidelberger Philologen und Philosophen verschiedener Qualifikationsstufen zusammen, darunter mehrere Doktoranden und Doktorandinnen, und kooperierte mit ausgewiesenen Zeithistorikern und Vertretern anderer Disziplinen.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

 
 

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