Der pädagogische (Krisen-)Diskurs über die Großstadt, 1890-1930
Zusammenfassung der Projektergebnisse
In diesem Projekt wurde der „Pädagogische (Krisen-)Diskurs über die Großstadt 1890-1933“ mittels einer qualitativen Inhaltsanalyse einschlägiger Fachzeitschriften erschlossen. Auf der Grundlage eines am Datenmaterial entwickelten Kategoriensystems erfolgte die Kodierung von 2321 Aussagen aus insgesamt 614 Texten. Durch die Erschließung bisher kaum beachteter Quellen kann die historiographische Auseinandersetzung mit der Großstadt die Quellen betreffend – jenseits viel zitierter Autoren wie Tews, Damaschke, Scharrelmann, Gansberg oder Rühle und einem tradierten Sample an Äußerungen – auf ein grundlegendes Fundament gestellt werden. Erst die Rekonstruktion des Diskurses jenseits der Äußerungen von in der Rezeptionsgeschichte als bedeutsam geltenden Pädagoginnen und Pädagogen macht Differenzierungen und spezifische Akzentsetzungen sichtbar. Das viel zitierte Muster „Die Stadt als Moloch – Das Land als Kraftquell“ (Zimmermann/Reulecke) weicht in den Diskursbeiträgen häufig einer differenzierten Betrachtung der Lebenswelten Großstadt, Land und Kleinstadt. Der Ruf „Stadtkinder aufs Land“ bekommt bei den Diskursteilnehmern vielfach eine neue Bedeutung. Den Worten der v.a. praktisch tätigen Pädagogen liegt keineswegs eine romantische Verklärung des Landlebens zugrunde. Vielmehr zeigt sich hier jenseits einer Ideologisierung der Großstadtkritik, wie sie in bürgerlichen Kreisen anzutreffen ist, sozialkritisches Gedankengut und sozialpolitisches Engagement.
Projektbezogene Publikationen (Auswahl)
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„The risk of growing up – the pedagogical discourse about the living conditions in cities 1890-1914. “29th. Session of International Standing Conference for History of Education.” 25-28. Juli 2007 in Hamburg
Stefanie Kilian / Carsten Heinze