Mittelalterliche Handschriften: Die digitalen Monumenta Germaniae Historica (dMGH)
Zusammenfassung der Projektergebnisse
Genauso wie die gedruckten Editionsbände der Monumenta Germaniae Historica (MGH) seit 1826 ein unverzichtbares Arbeitsmittel des Mittelalterhistorikers sind, stellen die digitalen MGH (dMGH) ein gleichermaßen unentbehrliches, interdisziplinäres Werkzeug am virtuellen Arbeitsplatz des Mediävisten dar. Die dMGH werden in Kooperation von den MGH und der Bayerischen Staatsbibliothek, München (BSB) betrieben. Es wurden 360 Bände mit über 160.000 Seiten eingescannt und im Internet veröffentlicht (Open Access). Parallel wurden die Bände mit einer Genauigkeit von über 99,9 % im Volltext erfasst (OCR) und im Rahmen einer innovativen Webanwendung der internationalen Fachöffentlichkeit zur Verfügung gestellt. Die angefallenen Daten (Imagedateien, Metadaten und Texte) wurden konsequent in langfristig haltbare Formate konvertiert und langzeitarchiviert. Insbesondere liegen die Textdaten durchgehend in TEI-P5 vor. Die zukünftig erscheinenden MGH-Bände werden in Eigenleistung durch die Kooperationspartner regelmäßig in das Präsentationssytem integriert werden. In Zukunft soll vor allem in Kooperation mit anderen Projekten die Erschließung des digitalisierten Materials verbessert werden. Die in den großen Sammelbänden der Reihe „Scriptores (in Folio)" enthaltenen einzelnen historiographischen Texte sind bereits durch den OPAC der MGH-Bibliothek vorab erschlossen worden. Das Projekt „Repertorium Fontium" der Bayerischen Akademie der Wissenschaften arbeitet systematisch historiographische Texte auf. Bei dieser Arbeit werden auch die genauen Druckorte erfasst. Die hierbei erhobenen Daten gehen teilweise über die bibliothekarischen Aufnahmen im MGH-OPAC hinaus und sollen in Zukunft den Einstieg in die dMGH-Texte erleichtem. Im Rahmen des von der DFG geförderten Projektes „Bereitstellung der Fachbibliographie "Geschichtsquellen des Mittelalters" als elektronische Publikation", bei dem die BSB der technische Partner ist, ist eine wechselseitige Verlinkung vorgesehen. Langfristig streben die MGH an, den Datenbestand der dMGH nicht nur auf der eigenen Webseite, sondern auch im Rahmen größerer, multinationaler Kooperationsprojekte zugänglich zu machen. Beispielsweise wollen die MGH für das EU-Projekt „Cendari" als „associate partner" ihre Textdaten zur Verfügung stellen. Die dMGH • gehören zu den in Deutschland mit Abstand am häufigsten nachgefragten wissenschaftlichen Digitalisierungsangeboten; • stehen im europäischen Kontext weitgehend alleine da, was die Digitalisierung und den freien Zugang zu großen nationalen und übernationalen Quellenkorpora angeht; , • können durch die zentrale Positionierung in der europäischen Mittelalterforschung ähnlich stilbildend wirken (vergleichbar mit den Ausstrahlungen der gedruckten MGH im 19. Jahrhundert); • sind ein begehrter Kooperationspartner für elektronische wissenschaftliche Projekte und nehmen so eine zentrale Stellung in einem sich abzeichnenden virtuellen Forschungsverbund zur mittelalterlichen Geschichte ein; • beweisen ihre Attraktivität auch für kommerzielle Anbieter (Verlinkungen aus den Angeboten des Brepols-Verlags); • erfüllen die selbst gesetzten höchsten Qualitätsansprüche bei der Digitalisierung und der Vernetzung, wobei selbstentwickelte innovative Programme und Webtechnologien zum Einsatz gelangen; • ermöglichen universitäre Abschlussarbeiten und Forschungsvorhaben, die ohne den einheitlichen Volltextzugriff nicht denkbar gewesen wären; • geben durch die Verknüpfungsmöglichkeit mit anderen weiterführenden wissenschaftlichen Projekten wertvolle Anstöße für die Entwicklung von elektronischen Editionen.
Projektbezogene Publikationen (Auswahl)
- Die dMGH. Die ,digitalen' Monumenta: Konzeption Zielsetzung erste Erfahrungen, Workshop: Buch und Internet - Aufbereitung historischer Quellen im digitalen Zeitalter, Deutsche Kommission für die Bearbeitung der Regesta Imperii e. V bei der Akademie der Wissenschaffen und der Literatur in Verbindung mit der Bayerischen Staatsbibliothek in München (Mainz 2005-02-24-2005-02-25)
Gerhard Schmitz
- Die digitalen Monumenta Germaniae Historica (dMGH), Tagung: .hist 2006. Geschichte im Netz - Praxis, Chancen, Visionen (Berlin 2006)
Clemens Radl
- Die digitalen Monumenta Germaniae Historica, in: Jahrbuch der historischen Forschung in der Bundesrepublik Deutschland: Berichtsjahr 2006, hg. von der Arbeitsgemeinschaft historischer Forschungseinrichtungen in der Bundesrepublik Deutschland e. V. (München 2007) S. 69-74
Clemens Radl
- Die digitalen Monumenta Germaniae Historica, in: Editionswissenschaftliche Kolloquien 2005 / 2007. Methodik - Amtsbücher. Digitale Edition - Projekte, hg. von Matthias Thumser und Janusz Tandecki unter Mitarbeit von Antje Thumser (Publikationen des Deutsch-Polnischen Gesprächskreises fur Quellenedition 4, Torun 2008) S. 205-218
Clemens Radl
- Die digitalen Monumenta Germaniae Historica, in: Vernetzt: Akademienforschung für alle, hg. von der Union der deutschen Akademien der Wissenschaften (2008) S. 17-18
Clemens Radl
- Die „digitalen Monumenta Germaniae Historica" (dMGH): Stand und Ausblick, Workshop: Das Württembergische Urkundenbuch online. Digitale Präsentation von Urkunden und ihre Vernetzung, Landesarchiv Baden-Württemberg (Stuttgart 2008-03-14)
Clemens Radl
- Die Urkundeneditionen innerhalb der dMGH, in: Digitale Diplomatik. Neue Technologien in der historischen Arbeit mit Urkunden, hg. von Georg Vogeler (Archiv für Diplomatik, Schriftgeschichte, Siegel- und Wappenkunde, Beiheft 12, 2009) S. 101-115
Clemens Radl
- Georeferenzierung von Datenbankinformationen, Tagung: Bibliographien im Kontext kulturwissenschaftlicher Portale und Datenbanken. Erfahrungen - Kooperationen - Perspektiven (Marburg 2009)
Clemens Radl
- Personennamen in den digitalen Monumenta Germaniae Historica (dMGH), Tagung „Personendateien. Workshop der Arbeitsgruppe Elektronisches Publizieren der Union der deutschen Akademien der Wissenschaft" (Leipzig 2009)
Arno Mentzel-Reuters - Clemens Radl
- Zwischen Mittelalter und Internet. Die Forschungsbibliothek und die digitalen Angebote der Monumenta Germaniae Historica leisten einen wichtigen Beitrag zur internationalen Mediävistik, in: Akademie aktuell (2010), Heft 2 S. 28-30
Arno Mentzel-Reuters - Clemens Radl