Mittelalterliche Sakralkunst im 19. Jahrhundert. Erforschung und Rezeption
Zusammenfassung der Projektergebnisse
Im Rahmen des geförderten Forschungsvorhabens konnte gezeigt werden, dass mittelalterliche kirchliche Kunst während des 19. Jahrhunderts nicht nur aus künstlerisch-ästhetischer Perspektive, sondern ganz besonders auch im Sinne historischen Zeugniswerts von Interesse war. Sakralkünstlerischen Objekten wurde die Bedeutung von materiellen Quellen zugeschrieben, die helfen konnten Sitten und Gebräuche der Vergangenheit zu erforschen und zu verstehen. Das Objekt in seiner formalen Ausgestaltung wurde dabei als wesentlich durch seine ursprüngliche Funktion geprägt verstanden. Sowohl über Funktion und Nutzung kirchlicher Artefakte, als auch über deren breiteren geschichtlichen Kontext, wie etwaige Stiftungszusammenhänge, bestanden für zahlreiche auch heute kunstgeschichtlich prominente Gegenstände zunehmend fundierte Kenntnisse. Hierbei konnte mittelalterlichen Kirchenräumen und ihrer Ausstattung durchaus der Charakter von gewordenen Denkmälern zukommen, die an historische Personen oder Ereignisse erinnern konnten. Dieses während des 19. Jahrhundert stark verbreitete historische Interesse an mittelalterlicher kirchlicher Kunst erweist sich als tief verwurzelt in frühneuzeitlichen Traditionen. Schon in der Zeit um 1600 lässt sich ein vergleichbares historisches Interesse insbesondere an Artefakten und Bauwerken des kirchlichen Bereichs feststellen. Von diesen, im Projekt ausführlich dargelegten Beobachtungen, muss der von der Wissenschaftsgeschichte der Kunstgeschichte bislang konstatierte scharfe Epochenbruch um 1800 künftig noch einmal kritisch hinterfragt werden.