Die Rheinrinne zwischen Stadt und Insel: Hafen oder Hindernis für das römische Köln?
Zusammenfassung der Projektergebnisse
Das römische Köln muss in römischer Zeit über einen leistungsfähigen Rheinhafen verfügt haben, über den zum einen die Versorgung der Stadt gewährleistet war und zum andreren der Warenverkehr auf dem Rhein abgewickelt wurde. Im 1. Jh. trennte ein 60 m breiter Rheinarm, eine vorgelagerte Insel von der Stadt. Vermutlich diente die Rinne dem oppidum und der frühen colonia als Hafen. Die Insel selbst wurde in der Frühzeit möglicherweise als campus iuventutis genutzt – hierzu passen rituelle Deponierungen von der Nordspitze der Insel. Mit dem Bau der Stadtmauer im späten 1. Jh. wurde die Rinne mit Bauschutt und Abfall aus der Stadt zumindest im Norden auf einen knapp 20 m breiten Wasserweg vor der Insel verengt. Am rheinseitigen Ufer der Insel entstanden Anlegemöglichkeiten, sodass der Hafen spätestens zu dieser Zeit an die östliche Inselseite verlegt wurde. Die im 2. Jh. errichteten Bauten auf der Insel mit massiven Mauern wurden wohl zu Recht mit der Lagerung von Waren in Verbindung gebracht und können als Speicherbauten interpretiert werden. Vermutlich diente die Insel auch als Stapelort für den Warenumschlag – vielleicht insbesondere für Güter, die nicht Eingang in die Stadt fanden, sondern umgeladen und auf der Handelsroute weiter nach Norden oder Süden verschifft wurden. Neu ausgewertete Dendrodaten zeigten nun, dass die Wasserrinne bis in das späte 2. bzw. frühe 3. Jahrhundert offen gestanden hat, sodass auch hier noch ein Hafenbetreib möglich war. Hierauf weisen auch Schiffsreste hin. Die 1979/80 formulierte Vermutung, auf der Insel könnte sich die Hafen- und Zollverwaltung befunden haben, erscheint damit plausibel; möglicherweise ist ein auf der Insel gefundener Weihestein als Hinweis auf eine Beneficiarier-Station zu werten.