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Lokale Konflikte mit dem lokalen Staat. Basisdienstleistungen und Politische Gewalt.

Fachliche Zuordnung Politikwissenschaft
Förderung Förderung von 2014 bis 2017
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 262548586
 
Erstellungsjahr 2018

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Das Projekt hat den Zusammenhang zwischen der Erbringung staatlicher Basisdienstleistungen und niedrigschwelliger Gewalt in Südafrika und Nepal untersucht. Die empirischen Befunde bestätigen die Effekte staatlicher Leistungserbringung auf lokale Konflikte; sie zeigen aber auch fundamentale Unterschiede zwischen den beiden Fallstudien. Analysen auf Basis administrativer Mikrodaten und eigener Umfragen in Südafrika stützen zentrale Projekthypothesen: mangelnde Zugänge zu staatlicher Wasserversorgung, sanitären Diensten und Elektrizität erhöhen das Risiko lokaler gewaltsamer Ausschreitungen. Entscheidend ist die Ungleichheit zwischen angrenzenden Gebieten: Unmut, Frustration und Mobilisierung sind besonders stark ausgeprägt, wo eine effektive Erbringung staatlicher Leistungen auf besonders vernachlässigte Regionen trifft. Solche horizontalen Ungleichheiten befördern nicht nur Proteste, die sich unmittelbar auf die Leistungserbringung beziehen. Das Gefühl der staatlichen Diskriminierung übersetzt sich in einen grundlegenderen Vertrauensverlust. Dieser wiederum befördert die anti-staatliche Mobilisierung in anderen Themenfeldern. Vor allem dort, wo die Menschen sich in der Lage sehen, einen effektiven Wandel herbeizuführen, besteht das Risiko, dass sich der Unmut bezüglich unzureichender staatlicher Leistungen in systemischen Protesten entlädt, die fundamentalere soziale, politische und wirtschaftliche Umwälzungen einfordern. In Nepal spielt die direkte Erbringung staatlicher Basisdienstleistungen nur eine sehr geringe Rolle für das Vorkommen niedrigschwelliger Gewalt. Der Staat ist in ländlichen Gebieten insgesamt sehr schwach; Varianzen auf diesem geringen Niveau entfalten keine substanziellen Effekte. Dahingegen spielt die indirekte Leistungserbringung durch den Staat hier eine wichtige Rolle: lokale staatliche Akteure beeinflussen als Intermediäre die Verteilung internationaler Hilfsleistungen. Analog zu den Befunden aus Südafrika deuten die Ergebnisse unserer Analysen darauf hin, dass horizontale Ungleichheiten in der Hilfsallokation besonders gewaltfördernd wirken können. Zwar kann die Bereitstellung von Hilfsmaßnahmen das Risiko anti-staatlicher Gewalt reduzieren, gleichzeitig erhöhen Entwicklungsprogramme aber auch das Risiko kommunaler Gewalt zwischen nicht-staatlichen Akteuren – insbesondere in ethnisch heterogenen Gebieten unter der Verwaltung schwacher staatlicher Institutionen. Zusammengenommen hat das Projekt die Ausgangshypothesen teilweise bestätigt. Die Ergebnisse unterstreichen, dass die leistungsbasiere Interaktion zwischen Staat und Bevölkerung auf der lokalen Ebene eine zentrale Rolle für die Entstehung anti-staatlicher Gewalt spielen kann. Die Analysen zeigen aber auch, dass die Relevanz und genaue Gestalt dieses Zusammenhangs in hohem Maße kontextabhängig ist – insbesondere im Hinblick auf die spezifische Rolle des Staates in der Leistungserbringung sowie die sozialen Komposition der Bevölkerung. Die Verallgemeinerbarkeit der Ergebnisse ist angesichts der geringen Fallzahl stark begrenzt. Weiterführende Analysen könnten diese Zusammenhänge in anderen Kontexten analysieren und dabei verstärkt auch auf qualitatives Material zurückgreifen, um die zugrundeliegenden Mechanismen der beobachteten Zusammenhänge weiter zu spezifizieren.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

 
 

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