Differentielle neuro-biologische Korrelate der Emotions- und Stressverarbeitung bei Generalisierter Angststörung im Vergleich zu Major Depression und Sozialer Phobie
Kognitive und systemische Humanneurowissenschaften
Zusammenfassung der Projektergebnisse
Das vorliegende Projekt untersuchte die neuralen und endokrinen Charakteristika der Generalisierten Angststörung (GAS) sowie deren Spezifität durch den Einbezug direkter klinischer Vergleichsgruppen mit verwandten (internalisierenden) Störungsbildern (Major Depression, MD und Soziale Phobie, SP). Die Ergebnisse auf Symptomebene zeigen dabei durchaus charakteristische Auffälligkeiten bei GAS Probanden im Vergleich zu gesunden Kontrollen, diese sind aber im Vergleich zu MD und SP wenig spezifisch. Dieser Eindruck ergibt sich überwiegend auch auf der Ebene der funktionellen Aktivierung. Sowohl für das Konditionierungsparadigma, das Antizipationsparadigma, sowie für die Assoziation zwischen Haarkortisol und Hirnvolumen zeigt sich kein deutlicher Unterschied zwischen den Gruppen (im Konditionierungsparadigma und Antizipationsparadigma zeigten sich in der Extinktion Unterschiede zwischen gesunden Probanden und Probanden mit internalisierenden Störungen, aber nicht zwischen den Störungsgruppen). Für das Emotionsverarbeitungsparadigma zeigen sich selektiv signifikante Gruppenunterschiede, in denen sich sowohl die GAS als auch MD Probanden als verschieden von den gesunden Kontrollen, aber auch von den SP Probanden präsentieren. Interessanterweise zeigt sich dieser Unterschied v.a. in der Verarbeitung von glücklichen Gesichtern, für die auch theorie- und hypothesengeleitet eine Auffälligkeit in der Gruppe der Probanden mit MD erwartet wurde. Betrachtet man dagegen die funktionelle Konnektivität, so zeigte sich sowohl für taskbasierte als auch resting-state Konnektivität eine höhere funktionelle Kopplung mit Fokus auf CEN Areale für die GAS, die z.T. auch von der MD bzw. der SP abgrenzbar war. Im Gegensatz zu früheren Untersuchungen fanden sich in der vorliegenden Studie keine Gruppenunterschiede, auch nicht zwischen gesunden Probanden und Probanden mit einer Störung, im Haarkortisol. Zusammengefasst fand das vorliegende Projekt eher Gemeinsamkeiten zwischen der GAS sowie MD und SP als verwandte Störungsgruppen. Dabei war die Nähe der GAS zur Depression z.T. besonders ausgeprägt. Spezifische, nur mit der GAS assoziierte Veränderungen fanden sich jedoch punktuell, wie hinsichtlich der funktionellen Konnektivität, und scheinen Task-spezifisch zu sein. Dies bietet neue Ansatzpunkte für weiterführende Studien. Diese könnten beispielsweise weitergehend untersuchen, von welchen spezifischen Bedingungen die bei uns gefundene deutlich verstärkte funktionelle Integration des CEN bei der GAS abhängig ist, und so diesen möglicherweise für die Ätiologie der Störung relevanten Faktor weiter eingrenzen.