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Molekulare Grundlagen und Regulation zellulärer Stressantworten auf Temperatur- und Sauerstoffstress bei Daphnien

Fachliche Zuordnung Biochemie und Physiologie der Tiere
Förderung Förderung von 2012 bis 2016
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 225900048
 
Erstellungsjahr 2019

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Als Grundlage des aeroben Energiestoffwechsels müssen die Zufuhr von Sauerstoff und Nährstoffen an die jeweiligen Umweltbedingungen angepasst werden. Wir konnten zeigen, dass bei Daphnien (D. pulex) – ähnlich wie bei der Umweltanpassung des Sauerstofftransports in der Blutbahn – die Umweltanpassung der Verdauung als Primärprozess der Nährstoffzufuhr auf einer Expression von Proteinisoformen unterschiedlicher Funktionalität (Sauerstofftransport: Hämoglobine; Verdauung: Trypsine/Chymotrypsine) und nicht auf einer Modulation vorhandener Proteinisoformen beruht. Im Mittelpunkt des Forschungsprojekts standen aber die stressinduzierten Signalgebungsprozesse und Genexpressionsereignisse auf Transkript- und Proteinebene bei D. pulex, wobei die generelle Fokussierung auf D. pulex mit der bei dieser Daphnienart verfügbaren genomischen Information zu tun hatte. Nachdem Becker et al. (2011) die Beziehungen zwischen Temperatur- und Sauerstoffstress, ROS und dem Glutathion-Redoxsystem sowie der Expression HIF-1-induzierbarer Gene (Hämoglobingene) bei D. magna untersucht hatten, zeigten wir bei D. pulex u.a. wie ROS vor allem über den Transkriptionsfaktor HIF-1 die frühe Expression von Stressgenen (molekulare Chaperone) vor dem Eintreten von Proteinschäden induziert, während eingetretene Schädigungen über eine Aktivierung von HSF-1 zu einer späteren Induktion von Reparaturmechanismen führt. Weiterhin wurde gezeigt, dass die stressor-induzierten Primärsignale (d.h. ROS-Signale) in ihrem Zeitverlauf von der Intensität der ROS-Produktion und der Stärke des Glutathion-Redoxpuffersystems abhängen. Dies führt beispielsweise zu Unterschieden im Zeitverlauf zwischen D. magna und D. pulex oder zu Unterschieden je nach Ernährungsbedingung. Wir führten transkriptomische und proteomische Analysen der Genexpression von D. pulex bei Veränderungen in den Temperatur- und Ernährungsbedingungen durch. Unter statischen Temperaturbedingungen und bei dynamischen Temperaturveränderungen ergaben sich grundlegende Unterschiede in der Genexpression. Chronische Anpassung an sehr warme Temperaturen führte zu einer Hochregulation speziell von Hydrolasegenen für die Verdauung und einer Runterregulation von Genen für biosynthetische Prozesse (Translation) mit dem Ziel höheren Energiegewinns und geringeren Energieverbrauchs. Die akute Antwort auf Hitzestress beinhaltete ein Umschalten von der Expression metabolischer Standardgene hin zu einer Expression von Stressgenen. Ein Vergleich zweier D. pulex-Klone aus Habitaten mit unterschiedlicher Umweltvariabilität zeigte, dass höhere Stressbelastung zu einer höheren Stresstoleranz führt, mit der Folge einer komplexeren und deutlich intensiveren proteomischen Antwort unter unterschiedlichen Stressbedingungen (Hitze, Hunger). Eine abschließende Arbeit, bei der noch einige transkriptomische Analysen ausstehen, zeigt verschiedene physiologische Anpassungen von D. pulex an längerfristige Hungerbedingungen, wobei die wahrscheinliche Beteiligung von HIF-1 bei den Genexpressionen zur Anpassung des Energiestoffwechsels an die Hungersituation von besonderem Interesse ist. HIF-1 wäre somit ein, wenn nicht sogar der Schlüsselfaktor für die auf Genexpression beruhenden Umweltanpassungen des Energiestoffwechsels und seiner Zentralkomponenten (Hämoglobine und katabolische Enzyme) oder der Schutz- und Reparaturmechanismen (Chaperone) bei starken Umweltveränderungen.

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