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Inkarnation und Schöpfung - schöpfungstheologische Voraussetzungen und Implikationen der Christologie bei Luther, Schleiermacher und K. Barth

Antragstellerin Professorin Dr. Anne Käfer
Fachliche Zuordnung Evangelische Theologie
Förderung Förderung von 2006 bis 2008
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 22238666
 
Erstellungsjahr 2008

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Aus dem Arbeitsprojekt "Inkarnation und Schöpfung - schöpfungstheologische Voraussetzungen und Implikationen der Christologie bei Luther, Schleiermacher und K. Barth" resultieren zum einen Einsichten in die grundlegenden erkenntnistheoretischen Voraussetzungen der theologischen Positionen Luthers, Schleiermachers und Karl Barths, Entscheidend hierbei ist die Annahme oder Leugnung, daß der Mensch als Geschöpf Gottes von Ewigkeit her zur Erkenntnis und zur Gemeinschaft mit Gott geschaffen ist. Wird für die menschlichen Geschöpfe diese ewige Heilsbestimmung angenommen, so muß die Inkarnation des Gottessohnes als Offenbarung des ewigen Willens Gottes verstanden werden und im ewig vorherbestimmten, untrennbaren Zusammenhang mit der Schöpfung Gottes stehen (so Luther und Schleiermacher). Von Barth hingegen werden die Freiheit des dreieinigen Gottes und die Sünde des Menschen derart verstanden, daß der Sohn Gottes, nur weil der nicht vorherbestimmte Zwischenfall der Sünde eingetreten ist, zum Heil der Menschen und zur Ehre Gottes Mensch geworden ist. Nur er habe ein gegenüber Gott, dem Vater, neues Schöpfungswerk im Widerstreit gegen die Sünde schaffen können. Das Verhältnis von Inkarnation und Schöpfung bestimmen die drei klassischen Autoren protestantischer Theologie in Abhängigkeit von ihrem jeweiligen Verständnis der allmächtigen Freiheit und der ewigen Liebe Gottes unterschiedlich: Nach Karl Barth ist die Versöhnung, die der inkarnierte Christus wirke, als Neuschöpfung der menschlichen Geschöpfe im Sinne einer zweiten und wahren Schöpfung zu verstehen. Erst das Schöpfungshandeln der menschgewordenen zweiten Person der göttlichen Trinität bewirkt nach Barth die Schöpfung des (Christen-)Menschen. Nach Schleiermacher ist die - ursprünglich vollkommene - Schöpfung reiner Ausdruck göttlicher Liebe. Dies offenbare der Inkarnierte und treibe dadurch den ewigen Heilsprozeß der Schöpfung voran. Luther geht davon aus, Gott habe sich in Liebe und Freiheit für die beste Welt entschieden. Um die ewig vorhergewußte Sünde des Menschen zu tragen, zu überwinden und die Güte der Welt dem Menschen darzustellen, habe sich Gott selbst in den geschaffenen Raum und in die geschaffene Zeit begeben und sei Mensch geworden. Die unterschiedliche Verhältnisbestimmung von Inkarnation und Schöpfung hat vor allem ein verschiedenes Verständnis der Kirche, des Dienstes am Wort Gottes und der Sakramente zur Folge. Die herausgearbeitete Vorzugswürdigkeit der lutherischen Position, insbesondere auf dem Gebiet der Wortverkündigung und des Sakramentsverständnisses, kann gewinnbringend für den praktischen Vollzug der Kirchen geltend gemacht werden. Auch für die seelsorgerliche Praxis sowie den ökumenischen Diskurs können auf dem Boden der gewonnenen Einsichten ertragreiche Konsequenzen gezogen werden.

 
 

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