Die Ukraine und die Herausforderung Europa. Diskursgeschichtliche und kultursemiotische Studien zu Europa-Konstrukten einer Randregion
Zusammenfassung der Projektergebnisse
Das im vorliegenden Bericht dargestellte Europa-Projekt begann mit der Sichtung eines seit 1991 in den europäischen Focus gerückten, dann aber durch kriegerische Angriffe von russischer Seite zurückgeworfenen Landes. Trotz gegenteiliger Befürchtungen ist die Europa-Perspektive der Ukraine nicht dem Kriegszustand und der Besatzung der Halbinsel Krim zum Opfer gefallen: Wider Erwarten hat sie sich sogar konsolidiert. Die am Projekt beteiligten Forscher haben – trotz der (im fragwürdigen Sinne) ‚brennenden’ Aktualität des Themas – ihre geschichtlich ansetzende Fragestellung mit aller wissenschaftlichen Objektivität und Abwägung durchführen können. Die drei erforschten Epochenschnitte erwiesen sich als glücklich ausgewählt und ergebnisreich, auch wenn für den Zeitraum 1900-1930 (Arbeitsbereich B/) Korrekturen nötig waren und eine Sichterweiterung auf die Rechtskultur erfolgte. Ein wesentlicher Beitrag des Projekts ist darin zu sehen, dass ein historischer Querschnitt erstellt wurde, um Entwicklungsetappen der ukrainischen Europa-Affinität zu identifizieren. Die daraus potentiell ableitbaren Kapitel einer Literaturgeschichte der Ukraine wären für das Fach Ukrainistik, das – zumindest in Deutschland – als deutlich unterentwickelt bezeichnet werden kann, eine willkommene Bereicherung. Festzuhalten ist, dass die von der DFG bewilligte Promotionsförderung für mehrere Nachwuchskräfte eine vertiefte Ukraine-Qualifikation ermöglicht hat. Das Fach Slavistik hatte von der interdisziplinären Besetzung des Europa-Kollegs großen Gewinn, speziell im Methodenaustausch mit den international breiter orientierten Philologien Germanistik und Anglistik, in der Aussicht auf die literarische Komparatistik, sowie in der Horizont-Erweiterung der Slavisten durch Kooperationspartner aus europäischen Ländern, die unserem Fach sonst kaum zugänglich gewesen wären. Das von unseren Münsteraner Projektpartnern aus Germanistik und Anglistik an der Ukraine gezeigte Interesse, aber auch der überschaubare Personalbestand des Europa-Kollegs hat unsere Promovenden – noch besser als dies strukturierte Graduiertenkollegs mit großer Beteiligung vermocht hätten – befähigt, methodische und Schreib-Schwierigkeiten gemeinsam zu meistern und eine elementare Sicherheit als Nachwuchswissenschaftler zu gewinnen. Die Stützung seitens der DFG war zuletzt auch für das Slavisch-Baltische Seminar mehr als erwartbar hilfreich: Dass neuerdings an der WWU über eine Instandsetzung und gar einem Ausbau der Münsteraner Slavistik nachgedacht wird – ein auch in der gegenwärtigen politischen Situation sinnvolles Unterfangen –, dazu hat die DFG mithin einen nachhaltig wirksamen Beitrag geleistet.
Projektbezogene Publikationen (Auswahl)
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„Figuren der Negation bei Taras Ševčenko: Ein Versuch zur Syntax slavischer Dichtung nach dem ‹Ende der Kunstperiode›“ in: I. Podtergera (hg.): Schnittpunkt Slavistik: Ost und West im wissenschaftlichen Dialog. Festgabe für Helmut Keipert zum 70. Geburtstag, 3 Teilbände, Göttingen, Teil 3, 195-221
Sproede, Alfred
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„Ukrainische Gegenwartsliteratur und nachholende Nationsbildung“, in: Berliner Debatte Initial, Bd. 23 (2012), Heft 2, 64-81
Sproede, Alfred
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„Неокласицизм у східно- та центральноєвропейській літературі як складова європейського пізнього модернізму“ [Der Neoklassizismus in der ost- und mitteleuropäischen Literatur als Teil der europäischen Spätmoderne]. In: Питання літературознавства [Ztschr. Fragen der Literaturwissenschaft] (Czernowitz) № 87 (2013). 118-28
Foik, Melanie
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„Der Weg zum Euromajdan aus systemtheoretischer Perspektive“ in: S. Geissbühler (Hg.): Kiew – Revolution 3.0. Der Euromaidan 2013/14 und die Zukunftsperspektiven der Ukraine, Stuttgart: ibidem Verlag, 2014, 59-68
Mischke, Jakob
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„Za laštunkamy moralnoji kryzy: ukrajins’ke mynule v svitli jevropejs’koho majbutn’oho“ [Hinter den Kulissen einer moralischen Krise: Die ukrainische Vergangenheit im Lichte einer europäischen Zukunft], in historians.in.ua, August 2014: Teil 1 u. 2
Zabirko, Oleksandr
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Нарративы конфликта и концептуализация войны в Украине: между Шмиттом и Кельзеном. [Konfliktnarrative und Konzeptualisierung des Krieges in der Ukraine: Zwischen Schmitt und Kelsen], in Forum für osteuropäische Ideen und Zeitgeschichte (russischsprachige Ausgabe) [Univ. Eichstädt], № 1/2015, 25-35
Zabirko, Oleksandr
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2016: Paradoxien? Jurij Šerech-Ševel’ovs Thesen und die Folie der Pariser Kultura“, in: Verflechtungsgeschichten, Münster 2016, 178-94
Strzempa, Alina
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Verflechtungsgeschichten. Konflikt und Kontakt in osteuropäischen Kulturen. Münster (Veröffentlichungen des Slavisch-Baltischen Seminars der Universität Münster, Band 10)
Zabirko, Oleksandr, Mirja Lecke (Hgg.)
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„Bohdan-Ihor Antonyč and German Poetry: Notes on a Neglected Horizon of Expectation”, in: Harvard Ukrainian Studies, vols. 32–33 (2011–2014). Special Issue: ЖНИВА. Essays Presented in Honor of George G. Grabowicz on His Seventeenth Birthday (ed. R. Koropec’kyj/ T. Koznarsky/ M. Tarnawsky), Part 2, 721-49
Sproede, Alfred
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„Michail Bulgakovs ‹ukrainisches Lehrstück›. Eine Geschichte mit offenem Ende“, in: Verflechtungsgeschichten, Münster 2016, 134-77
Zabirko, Oleksandr
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„Nation und Selbstbestimmung in Stanislav Dnistrjans‘kyjs Verfassung für Ostgalizien“, in: Tim Buchen (Hg.): Akteure der Neuordnung. Ostmitteleuropa und das Erbe der Imperien, 1917-1924, Berlin (Interdisciplinary Polish studies , vol. 4), 65-76
Mischke, Jakob
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„Notizen zur Krisengeschichte der Ukraine und zu den Europa-Affinitäten ihrer Rechtskultur: Der Jurist Stanislav Dnistrjans’kyj (1870-1935) im geschichtlichen und gegenwärtigen Kontext“, in: F. Kläger / M. Wagner-Egelhaaf (hgg.): Europa gibt es doch… Krisendiskurse im Blick der Literatur [Akten einer Europa-Ringvorlesung im Sommersemester 2014], Paderborn 2016, 115-40
Sproede, Alfred
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„Stanislav Dnistrjans’kyjs Nations- und Staatskonzept im Vergleich mit Doncov und Lypyns’kyj“, in: Verflechtungsgeschichten, Münster 2016, 332-42
Mischke, Jakob