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Qualitative und quantitative Unterschiede des Innovationsverhaltens im Paläolithikum am Beispiel von Middle Stone Age-Technokomplexen des südlichen Afrikas

Fachliche Zuordnung Ur- und Frühgeschichte (weltweit)
Förderung Förderung von 2012 bis 2016
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 213547317
 
Erstellungsjahr 2018

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Neben einer kritischen Übersicht über die verschiedenen Technokomplexe Südafrikas und ihrer Datierung wurden erstmals Überblicke über die Gesamtinventare der diesen Technokomplexen zugewiesenen Artefakte verschiedener Kategorien (Steingeräte, organische Werkzeuge, symbolische und weitere Artefakte) erstellt. Innerhalb dieser Kategorien konnten deutliche Entwicklungstendenzen zum Innovationsverhalten ausgemacht werden. Bei den Steingeräten zeigen sich deutliche Veränderungen im Auftreten, Widerauftreten und in der Häufigkeit von Artefakttypen im Verlauf des MSA. Interessant ist, dass Innovationen jüngerer Unterstufen seltener im Fundgut späterer Technokomplexe auftreten, wohingegen die Innovationen vom Beginn des MSA häufig in späteren Unterstufen vorkommen und viele Durchläufer zu finden sind. Bei den organischen Artefakten legt die Diversität der Werkzeugtypen und die Tatsache, dass sie in fast allen Unterstufen des MSA auftreten, nahe, dass es sich bei den Knochenartefakten nicht um eine Ausnahmeerscheinung handelt und ihre Seltenheit auf andere Ursachen wie Erhaltungsbedingungen oder dem hohen Anteil an Altgrabungen zurückzuführen ist. Die qualitative Analyse und quantitative Auswertung der merkmalsanalytischen und kognitiven Ebene ermöglichte die Identifikation neuer Herstellungstechnologien, innovativer Zielprodukte und neuer kognitiver Konzepte. Aufgrund der Datierungsproblematik und der uneinheitlichen Publikationspraxis lassen sich zwar keine systematischen Querschnittsanalysen zum Innovationspotential ganzer Technokomplexe durchführen; selbst in sehr gut belegten Regionen und Zeiträumen wie dem Middle Stone Age Südafrikas treten zu große Wissenslücken auf. Detailuntersuchungen einzelner Innovationen bzw. bestimmter Werkzeuggruppen insbesondere mit der erweiterten Methodik und einem prozessorientierten Ansatz erweisen sich aber als sehr aufschlussreich. So gehören z.B. Retuscheure in ihrer Herstellung zu wenig anspruchsvollen Werkzeugen; ihre Nutzung erfolgt jedoch in einem erweiterten kognitiven und Handlungskontext. Die Hitzebehandlung von Steinrohmaterial zur Verbesserung der Schlageigenschaften stellt bei genauerer Analyse als wenig anspruchsvoll als erwartet dar. Alle vier analysierten Verfahren basieren jedoch auf dem Verständnis und der Anwendung eines bislang nicht beschriebenen Effekts, dem sogenannten subjekt-initiierten Effekt (SiE), der auf einem hohen Grad an Antizipation und Ursache-Wirkung-Verständnis beruht. Eine entsprechende Antizipation von Prozessen und die Fähigkeit zur Organisation und Einrichtung des notwendigen technologischen Aufbaus können als kognitive Schlüsselvoraussetzungen für die Erfindung von automatisierten Prozessen interpretiert werden. Die Suche nach diesem Effekt in anderen Werkzeugverhalten zeigte, dass erste Anzeichen dieses kognitiven Konzeptes bereits vor dem MSA zu finden sind und eine entsprechende Art zu Denken tief im Verhaltensspektrum der damaligen Menschen verwurzelt ist.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

 
 

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