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Kohärenz und Stabilität der Lebensgeschichte über die Lebensspanne

Fachliche Zuordnung Entwicklungspsychologie und Pädagogische Psychologie
Förderung Förderung von 2010 bis 2015
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 187888417
 
Erstellungsjahr 2015

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Die dritte Welle (2011) der seit 2003 vierjährlich kurze Lebenserzählungen erhebende Langzeitstudie MainLife konnten von ursprünglich 174 Teilnehmenden eines Lebensspannensample bestehend aus sechs Kohorten (Alter 2011: 16, 20, 24, 28,44, 69 Jahre) erneut 150 Probanden gewinnen. 1) Es konnte erstmals longitudinal gezeigt werden, dass globale Kohärenz in Lebenserzählungen erst während der Adoleszenz entsteht, sich im Envachsenenalter weiterentwickelt und durch den Gebrauch diverser Textindikatoren autobiographischen Urteilens vorhergesagt wird. 2) Zudem stellte sich heraus, dass temporale und kausal-motivationale Kohärenz sich bis ins frühe Erwachsenenalter hinein entwickeln, thematische Kohärenz aber bis ins mittlere Erwachsenenalter. Alle drei Kohärenzarten bleiben dann stabil. 3) Biographische Umbrüche gingen mit einer Minderung der empfundenen Selbstkontinuität einher. Diese konnte durch autobiographisches Urteilen in den Lebenserzählungen kompensiert werden, also dadurch, dass biographische Veränderungen argumentativ überbrückt wurden und so eine Selbstkontinuität über Veränderungen hinweg hergestellt wird. 4) Lebenserzählungen wurden mit dem Alter stabiler, was durch ihre Kohärenz zusätzlich vorhergesagt wurde. 5) Zusammenhänge zwischen Kohärenz und Wohlbefinden waren uneinheitlich. Die Studie erweitert wesentlich die Kenntnisse über die Entwicklung der Erzählfähigkeit und des Personenverständnisses über die Kindheit hinaus, indem sie belegt, dass biographisches Denken erst im Laufe der Adoleszenz erworben wird. Sie belegt zudem, dass globale Kohärenz durch spezifische textliche Elemente wie autobiographische Argumente hergestellt wird. Die Studie stützt Ricoeurs These der Rolle der subjektiven Lebensgeschichte für die personale Identität über die Zeit. Schließlich zeigt sie die zunehmende Stabilität der subjektiven Lebensgeschichte über die Zeit.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • (2014). Autobiographical reasoning in life nan-atives buffers the effect of biographical disruptions on the sense of self-continuity. Memory
    Habermas, T., & Köber, C.
    (Siehe online unter https://doi.org/10.1080/09658211.2014.920885)
  • (2015). Autobiographical reasoning is constitutive for narrative identity. In K. C. McLean & M. Syed (Eds.), Oxford handbook of identity development (pp. 149-165). Oxford, UK: Oxford University Press
    Habermas, T., & Köber, C.
    (Siehe online unter https://dx.doi.org/10.1093/oxfordhb/9780199936564.013.010)
  • Characterizing lifespan development of three aspects of coherence in life narratives: A cohort-sequential study. Developmental Psychology 51(2), 260-275
    Köber, C., Schmiedek, F., & Habemnas, T
    (Siehe online unter https://dx.doi.org/10.1037/a0038668)
 
 

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