EU-ParlWatch: Nationale Parlamente nach dem Vertrag von Lissabon - Wachhunde oder eigenständige Akteure?
Zusammenfassung der Projektergebnisse
Das Forschungsprojekt "Observatory of Parliaments after Lisbon" (OPAL) ist ein gemeinsames Projekt der Universitäten Köln, Maastricht, Cambridge und der Sciences Po (Paris), das im Rahmen der Open Research Area von DFG, ANR, ESRC und NWO gefördert wurde. In enger internationaler Zusammenarbeit erforschte OPAL die Rolle nationaler Parlamente nach dem Vertrag von Lissabon. Nationale Parlamente haben in der Debatte um das demokratische Defizit in der EU seit 1990 zunehmend Aufmerksamkeit gewonnen. Im Vertrag von Lissabon (2009) wurden ihnen deshalb neue formale Rechte im EU-Entscheidungsprozess zugesprochen. Zentrale Frage des Projektes war daher, ob sich Parlamente angesichts steigender Relevanz europäischer Politik und erweiterten Einflussmöglichkeiten zu aktiven Mitgestaltern in der EU-Politik entwickelten haben oder passive Beobachter blieben. Bisherige Forschungsarbeiten haben sich primär auf die formalen Rechte nationaler Parlamente konzentriert; bei OPAL standen die tatsächlichen parlamentarischen Aktivitäten im Fokus. OPAL hat dafür drei wesentliche Datenquellen erstellt und genutzt: eine quantitative Datenbank über parlamentarische Aktivitäten aller 40 Kammern von 2010 bis 2012, Experteninterviews in acht ausgewählten Ländern sowie Expertenberichte zu allen 28 EU Mitgliedstaaten. Die OPAL Mitglieder am Jean Monnet Lehrstuhl der Universität zu Köln haben sich schwerpunktmäßig mit der Frage der Einflussmöglichkeiten von Parlamenten jenseits der nationalen Arena beschäftigt. Dazu gehört der sogenannte „Frühwarnmechanismus“, der mit dem Vertrag von Lissabon neu geschaffen wurde, sowie interparlamentarische Kooperation. Als weiteres Schwerpunktthema hat sich der Jean Monnet Lehrstuhl intensiv mit der Rolle nationaler Parlamente in der Finanzkrise beschäftigt. Es sind vier zentrale Ergebnisse des OPAL Projekts hervorzuheben: 1. Zentrale Forschungsergebnisse zu der Praxis der parlamentarischen Kontrolle von EU-Angelegenheiten wurden in einer Sonderausgabe mit dem Titel „After Lisbon: National Parliaments in the European Union“ (2015) der führenden Fachzeitschrift West European Politics veröffentlicht. 2. Die Expertenberichte zu Parlamenten in allen 28 EU-Mitgliedstaaten mündeten in je einem Kapitel des Palgrave Handbook of National Parliaments and the European Union (2015), das formale Kompetenzen der Parlamente und deren Umsetzung darstellt. 3. Im März 2013 hat der Jean Monnet Lehrstuhl in Berlin eine wissenschaftliche Konferenz organisiert, die alle OPAL Mitglieder, die Autoren der Länderberichte sowie Interessierte aus Politik und Öffentlichkeit zusammenbrachte. 4. Die längerfristige Dissemination der OPAL-Forschungsergebnisse in den wissenschaftlichen und politischen Diskurs ist durch die erfolgreiche Antragstellung zu dem Erasmus-Forschungsnetzwerk PADEMIA sowie der Erstellung eines Gutachtens für das Europäische Parlament gesichert. Insofern lieferte das Projekt wichtige Beiträge für Wissenschaft, Politik und interessierter Öffentlichkeit. Im Rahmen des Forschungsprojekts nahmen unsere Wissenschaftler an internationalen Konferenzen in Deutschland, Europa und den USA teil und veröffentlichten ihre Ergebnisse in Fachbänden, Zeitschriften und einer frei zugänglichen OPAL Online Arbeitspapier-Serie.
Projektbezogene Publikationen (Auswahl)
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(2013) Democratic Control in the Member States of the European Council and the Euro Zone Summits. European Parliament: Policy Department C: Constitutional Affairs
Wessels, W / Rozenberg, O / van den Berge, M / Hefftler, C / Kreilinger, V / Ventura, L
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(2013) Differentiation of parliamentary powers. The German Constitutional Court and the German Bundestag within the financial crisis. In: Cartabia, M, N Lupo & A Simoncini (Hrsg.): Democracy and Subsidiarity in the EU. National parliaments, regions and civil society in the decision-making process. Rome: LUISS Publication, S. 255-280
Höing, O
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(2014) Parliaments in the Euro Crisis: Can the Losers of Integration Still Fight Back?, in Journal of Common Market Studies, 52 (6), S. 1184-1193
Auel, K / Höing, O
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(2014) ‘Opportunities, strategies and ideologies: The incentives of European Parliament political groups for inter-parliamentary cooperation’ OPAL Online Paper, No. 16/2014
Gattermann, K
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(2015) Asymmetric Influence: National Parliaments in the European Stability Mechanism, Dissertation
Höing, O
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(2015) Beyond Institutional Capacity: Political Motivation and Parliamentary Behaviour in the Early Warning System, in West European Politics, 38(2), S. 305-334
Gattermann, K / Hefftler, C
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(2015) Inter-parliamentary cooperation in the European Union: Patterns, problems and potential, in C Hefftler/ O Rozenberg/ J Smith/ C Neuhold (Hrsg.) The Palgrave Handbook on National Parliaments and the European Union, London: Palgrave, S. 94-115
Hefftler, C / Gattermann, K
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(2015) Introduction, in C Hefftler/ O Rozenberg/ J Smith/ C Neuhold (Hrsg.) The Palgrave Handbook on National Parliaments and the European Union, London: Palgrave, S. 1- 41
Rozenberg, O / Hefftler, C
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(2015) National Parliaments and the Eurozone Crisis: Taking Ownership in Difficult Times?, in West European Politics, 38(2), S. 375-395
Auel, K / Höing, O
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(2015) With a Little Help of the Constitutional Court: The Bundestag on Its Way to an Active Policy Shaper, in C Hefftler/ O Rozenberg/ J Smith/ C Neuhold (Hrsg.): The Palgrave Handbook on National Parliaments and the European Union, London: Palgrave, S. 191-208
Höing, O
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(2015): An ever closer inter-parliamentary network? National parliaments’ priorities in interparliamentary cooperation in the EU, EUSA Konferenz, 5.-7. März 2015, Boston, MA
Hefftler, C