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Die syrische Vita Barsauma: Edition, Übersetzung und Analyse

Subject Area Egyptology and Ancient Near Eastern Studies
Term from 2010 to 2014
Project identifier Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Project number 169107684
 
Final Report Year 2019

Final Report Abstract

Gegenstand des Forschungsprojekt war die editio princeps und Übersetzung der in Syrisch erhaltenen umfänglichen Vita Barsauma aus den überlieferten Handschriften sowie eine eingehende philologische, literarische, historische und kirchenhistorische Untersuchung dieses wichtigen, bislang nur in Auszügen gedruckt vorliegenden bedeutenden hagiographischen Werkes aus der Spätantike. Hierbei war insbesondere das Ziel, die Frage der Voraussetzungen, Entstehungszeit, Autorschaft und Funktion dieser in vieler Hinsicht ungewöhnlichen, ja nach Form und Inhalt einmaligen Vita des syrischen Mönchsführers zu klären und darüber zugleich auch den Quellenwert der darin geschilderten Episoden aus Barsaumas Leben und von ihm bewirkten Wunder zu bestimmen. Angesichts des Umstandes, dass die Vita in beispielloser Weise die religiöse Konfrontation zwischen den verschiedenen Religionsgruppen in Palästina und hier gewaltsame Aktionen Barsaumas sowohl gegen die Jüdische Bevölkerungsgruppe und ihre Synagogen wie auch gegen pagane Tempel und Kulte eingehend darstellt sowie detaillierte Schilderungen der Begegnungen und der Korrespondenz des Archimandriten mit Mitgliedern des Kaiserhauses - Eudokia, Theodosius II., Marcian, Pulcheria - in Jerusalem und Konstantinopel bietet, zudem einmalige Einsichten in die Lebensverhältnisse des ländlichen Syrien eröffnet, ist die Frage nach der Historizität dieser Schilderungen und Ereignisse und der religionspolitischen Rolle Barsaumas als eines Protagonisten des syrischen Mönchtums in den kirchenpolitischen Auseinandersetzungen seiner Zeit von schlüsselhafter Bedeutung für jede künftige Beschäftigung mit Barsauma und seiner Vita. Während die textkritische zweibändige Edition mit eingehender Einleitung, Übersetzung und Kommentar voraussichtlich 2021 in der Reihe Corpus Scriptorum Christianorum Orientalium erscheinen wird, wird eine vollständige englische Übersetzung der Vita im April 2020 bei California UP vorab publiziert: in einem Sammelband zusammen mit einer Serie systematischer Studien aus der Feder der Antragsteller und eingeladener Spezialisten, welche alle wesentlichen Forschungsfragen des Projektes aufgreifen. In diesen wird die literarische Gestaltung der Vita - "a hagiographical masterpiece" (D. Caner) - und ihre Funktion als asketische Biographie und radikales kirchenpolitisches Pamphlet diskutiert und die frühe Abfassung (zeitnah zum Tode Barsaumas) jedenfalls des ersten Teiles durch einen Schüler Barsaumas aufgewiesen, der aber auch den zweiten Teil der Vita unter Beiziehung und Erfindung von Dokumenten zusammengetragen haben mag. Der 'historische Barsauma', seine Bedeutung als Akteur im Imperium des 5. Jh. und seine zeitgenössische Rezeption werden bestimmt. Seine Biographie wird unter verschiedenen Perspektiven kulturell, historisch und religionspolitisch verortet und analysiert. Wiewohl der historische Wert der in der Vita gebotenen Episoden und geschilderten religiösen Verhältnisse insgesamt als gering einzuschätzen ist, ideologische Absichten verfolgt und propagandistische Erfindungen eingefügt wurden, erlaubt die Vita wichtige Einblicke nicht nur in das religiöse Milieu und das hagiographische Genre, sondern bietet auch Details, welche der kritischen Überprüfung standhallen und relevante historische Informationen bewahren. Die Publikation und Übersetzung sowie die anstehende kommentierte Edition wie auch weitere im Projekt entstandene Untersuchungen werden auf absehbare Zeit die Grundlage und Referenzwerk für jede weitere Beschäftigung mit Barsauma und seiner Vita sein und die Erforschung der spätantiken Hagiographie im Osten maßgeblich beeinflussen.

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