Wasserwirtschaftliche Anlagen im Bereich der Wohnstadtgrabung von Pergamon
Zusammenfassung der Projektergebnisse
Die Untersuchungen zur Wasserbewirtschaftung im Bereich der Stadtgrabung Pergamons, zeigen eine kontinuierliche Entwicklung von der hellenistischen bis in die späte römische Zeit, in der sich die wirtschaftliche Prosperität der Stadt im Zustand des Versorgungssystems widerspiegelt. Im Bereich innerhalb der philetairischen Mauer dienten zunächst nur Zisternen zum Speichern von Niederschlagswasser der Versorgung. Nach Inbetriebnahme der hellenistischen Fernwasserleitung (Madradag-Leitung) wurde dieses System erst allmählich durch eine zentrale Fließwasserversorgung ersetzt. Diese bediente im überwiegend zu Wohnzwecken genutzten Gebiet der Stadtgrabung mehrere Laufbrunnen, die in einem mittleren Abstand von bis zu ca. 50 m an der Haupterschließungsachsen angeordnet worden waren. Parallel hierzu wurden bis in die römische Zeit einzelne Zisternen weiterhin genutzt, vermutlich aus Gründen der Versorgungssicherheit und zur Bereitstellung von Wasser in den einzelnen Häusern. Quantitativ wird das Wasserdargebot allerdings nach Inbetriebnahme der Fernwasserleitungen um ein Vielfaches höher gewesen sein, was eine verschwenderische Nutzung dieser Ressource auch für nicht unmittelbar lebensnotwendige Zwecke ermöglicht hat (z.B. Spülen der Entsorgungskanäle, Betrieb von Badeanlagen, etc.). Qualitativ hat sich das Niederschlagswasser nicht wesentlich vom Wasser der Fernwasserleitungen (in diesem Fall Grundwasser) unterschieden, wenn eine Bewertung unter pathologischen Kriterien (der Verschmutzung mit Fäkalkeimen) zugrunde gelegt wird. Eine Neubewertung der Datierungsansätze der drei am oberen Stadtberg endenden hellenistischen Fernwasserleitungen, legt nahe, dass diese innerhalb einer relativ kurzen Zeitspanne angelegt worden sind. Hieraus ergibt sich ein Datierungsansatz für die Madradag-Leitung wohl im frühen 2. Jh. v. Chr., mit den sich daraus ergebenden Konsequenzen für die Wasserwirtschaft im untersuchten Areal. Bereits bei der ersten planmäßigen Erschließung des Stadtgebietes, die in die Zeit nach der Errichtung der philetairischen Stadtmauer Ende des 3. Jh. v. Chr. fällt, wurden Entwässerungskanäle angelegt, die die Ableitung des Oberflächenabflusses nach Starkregenereignissen auch noch nicht erschlossener (oberhalb gelegener) Stadtviertel ermöglichte. Ob sich diese Dimensionierung ausschließlich an den erwarteten hydraulischen Bedürfnissen oder auch an der Belangen der erforderlichen Reinigung der Kanäle per Hand orientierte, ist kaum zu entscheiden. Aufgrund baulicher Details des Entwässerungssystems im Bereich der Stadtgrabung wird davon ausgegangen, dass das erschlossene Stadtgebiet hangaufwärts vom philetairischen Stadttor ausgehend entwickelt wurde. Die Zusammenstellung eines Tonrohrtypen-Katalogs, der erstmalig Rohrbefunde von der hellenistischen bis in die spätrömische Zeit umfasst, erlaubt die zeitliche Einordnung hydrotechnischer Befunde.
Projektbezogene Publikationen (Auswahl)
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(2012): Das innerstädtische Wasserversorgungssystem des antiken Pergamon - Spiegelbild der Stadtentwicklung? - Ferrum, Vol. 84, S. 17-28, 2012
Wellbrock, K.
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(2012): Neue Überlegungen zur Datierung der hellenistischen Fernwasserleitungen von Pergamon. In: Ohlig, Chr. (Hrsg.) Jubiläumsband der Deutschen Wasserhistorischen Geseiischaft, Bd. 20, S. 101-122, Siegburg, 2012
Fahlbusch, H.
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(2012): The Big Cistern on the Acropolis of Pergamum - A Reservoir for the Storage of Water to Fight Against Fire. Proceedings of the 3rd IWA Specialized Conference on Water and Wastewater Technologies in Ancient Civilizations, Istanbul, Turkey, 22nd to 24th March 2012, pp. 43-48
Fahlbusch, H.
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(2012): The urban water supply of ancient Pergamum - Representing the urban development? Proceedings of the 3rd IWA Specialized Conference on Water and Wastewater Technologies in Ancient Civilizations, Istanbul, Turkey, 22nd to 24th March 2012, pp. 89-98
Wellbrock, K.
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(2012): Tonrohre der innerstädtischen Wasserversorgung von Pergamon Überlegungen zur Katalogisierung und Typologie, in: Ohlig, Chr. (Hrsg.) Jubiläumsband der Deutschen Wasserhistorischen Gesellschaft, Bd. 20, S. 123-143, Siegburg, 2012
Wellbrock, K.