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Wasserwirtschaftliche Anlagen im Bereich der Wohnstadtgrabung von Pergamon
Antragsteller
Professor Dr.-Ing. Henning Fahlbusch
Fachliche Zuordnung
Ur- und Frühgeschichte (weltweit)
Förderung
Förderung von 2010 bis 2012
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 162981170
Das antike Pergamon entwickelte sich in hellenistischer Zeit von einem Bergsitz zur Metropole eines eigenständigen Reiches. Die Versorgung der Bevölkerung mit Wasser basierte anfangs im semiariden Klima nahe der Westküste der Türkei in Friedenszeiten auf zwei Quellen an den Flanken des Burgberges unterhalb der Stadt, von denen das „frische Nass“ zu den Häusern getragen werden musste. In Zisternen gespeichertes Regenwasser ergänzte das Dargebot, was auch das Überstehen einer Belagerung im Kriegsfall sicherte.Mit Aufblühen und Entwicklung der Stadt vom Burgberg hinab wuchs der Wasserbedarf, der durch die Anlage einer Reihe von Fernwasserleitungen gedeckt wurde. Die in hellenistischer Zeit bedeutendste endete in den Königspalästen auf der Akropolis wohl in einem prächtig gestalten Wasserturm. Von hier dürfte das Wasser in die Große Zisterne nordöstlich des Trajaneums und dann weiter zu den verschiedenen Nutzern innerhalb der Stadt, den hellenistischen Thermen, dem Theater und der hellenistischen Wohnstadt geleitet worden sein. Später wurden die hellenistischen Fernwasserleitungen aus Tonrohren durch römische Kanäle ergänzt.Abwasser wurde zusammen mit dem Niederschlagswasser über eine Mischkanalisation abgeleitet, deren Dimensionierung augenscheinlich an der Entsorgung von Wasser nach Starkregen orientiert war.Im Verlauf der mehr als 20 Jahre währenden Stadtgrabung oberhalb des Gymnasiums sind sehr viele Elemente des Ver- und entsorgungssystems freigelegt und dokumentiert, nicht aber unter wasserwirtschaftlichen Gesichtspunkten ausgewertet worden. Ziel des Vorhabens ist es, das vermutete Verteilungssystem des Wassers, das aufgrund der Höhenlage nur von der Burgbergspitze und somit von der Madradaĝleitung kommen konnte, ebenso eindeutig nachzuweisen wie das der Entsorgung. Dabei ist die Entwicklung von der hellenistischen Ursprungsbebauung mit ihren Modifikationen bis in die byzantinische Epoche von besonderem Interesse.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen