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Mittelalterliche Textualität als Retextualisierung: Das Textcorpus des "Pèlerinage de la vie humaine" im europäischen Mittelalter des 14. bis 16. Jahrhunderts

Antragstellerinnen / Antragsteller Professor Dr. Andreas Kablitz; Professorin Dr. Ursula Peters
Fachliche Zuordnung Germanistische Mediävistik (Ältere deutsche Literatur)
Förderung Förderung von 2008 bis 2013
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 96438091
 
Erstellungsjahr 2014

Zusammenfassung der Projektergebnisse

In unserem Projekt ging es unter dem Stichwort ‚Retextualisierung‘ um die philologische Erschließung, textanalytische Durchdringung und nicht zuletzt auch literarhistorische Positionierung eines europäischen Textcorpus geistlicher Traumallegorie-Literatur, das in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts mit einer spirituellen Umschreibung des Roman de la Rose, dem Pèlerinage de la vie humaine des Zisterziensers Guillaume de Deguileville, einsetzte, der einige Jahre später eine zweite Fassung dieses Pèlerinage-Textes und zwei Pèlerinage-Folgetexte, den Pèlerinage de l’Ame und den Pèlerinage de Jhesu Crist, verfaßte, die bereits zu Beginn des 15. Jhs. als Pèlerinage-Trilogie in illustrierten Prachthandschriften zusammengebunden wurden. Zugleich hatten bereits mit dem Ende des 14. Jhs. sehr verschiedenartige Aktivitäten der Retextualisierung begonnen: französische Prosafassungen der beiden ersten Pèlerinage-Texte, Übersetzungen ganzer Texte, aber auch einzelner Textpartien, ja sogar – im Falle des Lateinischen – der gesamten Trilogie, ins Englische, Niederländische, Deutsche, Lateinische und Kastilische in Prosa wie in Versen, die in Prachthandschriften wie im Druck überliefert sind und im Falle einer englischen Profassung des Pèlerinage de l’Ame noch einmal im 17. Jh. eine einschneidende Bearbeitung erfahren haben. Während noch in der Planungsphase unseres Projekts nur ausgewählte Partien dieses europäischen Textcorpus, vor allem die englischen Texte wegen der berühmten Übersetzernamen Geoffroy Chaucer und John Lydgate, philologisch und literarhistorisch einigermaßen befriedigend erschlossen waren, demgegenüber vor allem die Germanistik die Retextualisierungsansätze ihrer vier Pilgerfahrts-Texte aus der Mitte des 15. Jhs. bestenfalls in Ansätzen zur Kenntnis genommen hatte, hat sich inzwischen die Forschungslage ganz entscheidend verändert, da sich seit einigen Jahren die verschiedensten nationalphilologischen Mediävistiken um eine gemeinsame Erschließung dieses ungewöhnlich reich ausdifferenzierten Gesamtcorpus bemühen. Dabei kommt im Hinblick auf eine interdisziplinär ausgerichtete Forschungsdiskussion unserem Projekt eine besondere Rolle zu, da es sich nicht nur auf den bislang in der Pèlerinage-Forschung sträflichst vernachlässigten Teilbereich der deutschen Pilgerfahrts-Texte konzentriert hat, sondern auch die noch kaum berücksichtigte lateinische und kastilische Pèlerinage-Tradition in Angriff genommen, literatursystematische Überlegungen zu dem Fehlen einer italienischen Pèlerinage-Rezeption vorgelegt und nicht zuletzt auf mehreren Erschließungsebenen immer wieder das gesamte europäische Pèlerinage-Corpus mit seinen verschiedensten Retextualisierungsprofilen in den Blick genommen hat.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • Mittelalterliche Literatur als Retextualisierung: Das ,Pèlerinage'-Corpus des Guillaume de Deguileville im europäischen Mittelalter. Heidelberg, Universitätsverl. Winter, 1. Auflage, 2014, 763 S. (Neues Forum für Allgemeine und vergleichende Literaturwissenschaft, 52). 978-3-8253-6420-5
    Andreas Kablitz und Ursula Peters unter Mitarbeit von Matthias Bode, Sabine Lange-Mauriège, Florian Meyer und Sebastian Riedel (eds.)
 
 

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