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Volkskunde als 'Heimatwissenschaft': Region und Ethnos am Beispiel Schleswig-Holsteins 1920-1980

Fachliche Zuordnung Ethnologie und Europäische Ethnologie
Förderung Förderung von 2008 bis 2011
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 94910486
 
Das Projekt untersucht, wie in Schleswig-Holstein seit den 1920er Jahren bis 1980 volkskundliches Wissen als doppelt „strategisches Wissen“ verhandelt wurde: im Blick auf regional-nationale Identitätspolitiken wie auf die akademische Etablierung der Volkskunde. Dabei liegt der Fokus zum einen auf dem Spannungsfeld der daran beteiligten Milieus, die räumlich sowohl in der Großstadt Kiel als auch in ländlichen Regionen angesiedelt waren und wissenschaftliche Akteure wie nicht wissenschaftliche Expert/innen, Literat/innen und Politiker/innen einbezogen. Daraus ergaben sich vielfältig miteinander verwobene Interessenlagen und Anwendungsbezüge, die sich im Zwischenbereich von akademischem und gesellschaftlichem Wissen konstituierten. Zum Zweiten erfolgte in der Zeit nach 1920 eine erneute Grenzziehung zwischen Deutschland und Dänemark. Zugleich setzten verstärkt Bemühungen ein, die regionale Identität Schleswig-Holsteins als „deutsche Provinz“ zu festigen. Damit kam es zur verstärkten Produktion von Wissen, das als volkskundlich deklariert, zwischen historischen, ur- und frühgeschichtlichen und germanistischen Wissensbeständen situiert und in verschiedenen Formaten wie dem enzyklopädischen Wörterbuch, Radiosendungen, populären Heimatzeitschriften und Schulbüchern festgeschrieben, transformiert und transportiert wurde. Zum Dritten wird in einer weiterführenden Perspektive gefragt, inwieweit aus der Zwischenkriegszeit gewonnene Wissensbestände zur Neupositionierung volkskundlichen Wissens nach 1945 beitrugen. Besonders der neu gegründete Schleswig-Holsteinische Heimatbund wirkte aktiv an der Bildung einer regionalen Identität des neu entstandenen Bundeslandes Schleswig-Holstein mit. Die Auseinandersetzungen um die Volkskundliche Landesaufnahme am Schleswig-Holsteinischen Landesmuseum oder die Gründung des Seminars für Volkskunde an der Universität Kiel 1966 verdeutlichen das Ringen um (wissenschaftliche) Deutungsansprüche.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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