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GRK 1576:  Wert und Äquivalent - Über Entstehung und Umwandlung von Werten aus archäologischer und ethnologischer Sicht

Fachliche Zuordnung Alte Kulturen
Sozial- und Kulturanthropologie, Außereuropäische Kulturen, Judaistik und Religionswissenschaft
Förderung Förderung von 2010 bis 2019
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 94327977
 
Erstellungsjahr 2019

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Verknüpfungen von Dingen mit Werten gehören zu den alltäglichen Umgangsweisen mit der materiellen Umwelt. Dass Gegenstände materieller Kultur aus den unterschiedlichsten Gründen einen Wert haben, ist innerhalb einer Gesellschaft unter anderem erkennbar an bestimmten Arten einen Gegenstand zu bewahren, ihn zu modifizieren, oder ihn weiterzugeben. Indem gegenüber Dingen eine für andere verstehbare Wertschätzung entgegengebracht wird, definieren sich zugleich Äquivalente. Deshalb ist es oftmals möglich, zu sagen, welche Dinge gegenüber anderen den gleichen, einen höheren oder einen geringeren Wert haben. Das GRK hat die Werte in Dingen aus archäologischer und ethnologischer Perspektive untersucht. Eine Reihe von Dissertationsforschungen ging von der Hypothese aus, dass Werte hauptsächlich bei der Entstehung z. B. bei der handwerklichen Hervorbringung oder der Bereitstellung erzeugt werden (A). Eine andere Gruppe von Doktorarbeiten ging von der Prämisse aus, dass Werte insbesondere dann zu erkennen sind, wenn Gegenstände kulturübergreifend transportiert und gehandelt werden oder wenn andere Formen des Tausches und der Weitergabe die Wertschätzung erkennen lassen (B). In der dritten Kohorte (ab 2016) untersuchten mehrere Doktorarbeiten auch die Festlegung von Werten in Dingen im Kontext von Handlungen, die mit dem Konsum verbunden sind (C). Die Forschungen erstreckten sich dabei auf die unterschiedlichsten geographischen Regionen und zeitlichen Epochen. Ausgangspunkt des GRK waren eine Reihe von empirischen Beobachtungen in Archäologie und Ethnologie sowie einige theoretische Vorgaben. So hat zum Beispiel Marcel Mauss den Wert der Dinge auf der Grundlage bestimmter sozialer Verpflichtungen klar beschrieben sowie Annette Weiner in einer Studie das Besondere unveräußerlicher Güter als eine Theorie von Wert in Dingen dargelegt. Peter F. Bang, David Fontijn, David Graeber und Sitta von Reden seien hier nur beispielhaft als weitere Personen genannt, deren Schriften für die Ausrichtung des GRK von Bedeutung waren und die zum Teil auch als eingeladene Experten und Expertinnen zur inhaltlichen Weiterentwicklung des GRK beigetragen haben. Im Verlauf der Arbeit des GRK zeichnete sich immer deutlicher ab, dass „Wert in Dingen“ am besten zu beschreiben ist, indem bestimmte Handlungsweisen mit diesen Dingen untersucht werden. So wie Kultur insgesamt durch Handeln und Aushandlungen entsteht (Doing Culture), so wird auch „Wert in Dingen“ durch Handeln erzeugt. Zugleich gilt aber auch: Die Bewertung von Dingen ist sehr oft eine umstrittene Angelegenheit. Kontroverse Aushandlungen vom „Wert in Dingen“ gibt es in der Gegenwart genauso wie in der Vergangenheit und über alle Gesellschaften hinweg. Welche Strategien, welche Praktiken und welche Wertordnungen jeweils als Kontext Gültigkeit beanspruchen, um die Zuschreibung von Wert zu einer bestimmten Objektgruppe oder zu einem einzelnen Objekt für die Gesellschaft insgesamt deutlich zu machen, wurde in den einzelnen Doktorarbeiten unter Berücksichtigung unterschiedlicher Teilaspekte untersucht. Die gemeinsame Grundlage war in allen Fällen die Hypothese, dass „Wert in Dingen“ in allen Gesellschaften existiert, und dass solche Werte nicht (nur) in den Objekten selbst liegen, sondern hauptsächlich durch Handlungen und Kontexte zu erklären sind. Die Vorstellung von Wert in Dingen kann dabei nicht isoliert von der jeweiligen Wertordnung der Gesellschaft insgesamt betrachtet werden. Zugleich ist es aber nicht möglich, die Wertschätzung von Dingen als einen direkten Ausdruck bestimmter Wertvorstellungen zu beschreiben. Anstelle dessen ist in jedem einzelnen Fall zu fragen, welche Akteure aus welchen Interessen heraus die Wertschätzung bestimmter Dinge in den Vordergrund stellen und für alle sichtbar werden lassen. Momente der Aufwertung fanden mithin eine besondere Aufmerksamkeit genauso wie auch Prozesse der Abwertung bestimmter Objektgruppen. Während der Laufzeit des GRK trat immer mehr die Frage der Aushandlung von Werten in den Vordergrund. Um solche Prozesse genauer zu verstehen, wurden gezielt Objekte in den Mittelpunkt gestellt, denen nicht eine einheitliche Bewertung, sondern unterschiedliche Bewertungen – je nach dem Ort der Aufbewahrung oder der Gruppe der Eigentümer – zugeschrieben wurden.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

 
 

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