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Distraktorwiederholungen; Bindungsprozesse in Selektionsaufgaben; automatischer Abruf

Fachliche Zuordnung Allgemeine, Kognitive und Mathematische Psychologie
Förderung Förderung von 2008 bis 2015
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 72558479
 
Erstellungsjahr 2015

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Im Zentrum des Projektes steht die detaillierte Analyse und Identifikation von Prozessen der Entstehung und des Abrufs von Reiz-Reaktions-Bindungen, einem kognitiven Mechanismus, der für die Verhaltensautomatisierung zuständig ist. Die für unser Projekt zentralen Arbeiten zeigen, dass auch irrelevante Reize in eine Verarbeitungsepisode integriert und diese zu einem späteren Zeitpunkt wieder abrufen und damit für die Handlungssteuerung verfügbar machen können (sog. Distraktor-Reaktions- [DR] Bindungs- und Abrufeffekte). In zwei Förderphasen untersuchten wir einerseits Charakteristika sowie die Generalisierbarkeit von DR-Bindungsprozessen, und analysierten andererseits spezifische Wirkmechanismen der Prozesse sowie die Interaktion von Bindungsprozessen mit exekutiven Kontrollfunktionen. Zusätzlich beleuchteten wir ausgewählte angewandte Fragestellungen. Die zentralen Befunde der verschiedenen Experimentalreihen sind in 22 peer reviewed Artikeln veröffentlicht, bzw. werden aktuell in weiteren Manuskripten zur Veröffentlichung vorbereitet. Der Bindungsmechanismus zwischen (irrelevanten) Reizen und Reaktionen erwies sich als sehr stabil. Bindungen treten nicht nur bezüglich unterschiedlicher Reizmodalitäten auf, der Mechanismus lässt sich auch auf Reaktionen ohne motorische Komponente (z.B. gestoppte oder beobachtete Reaktionen) verallgemeinern. Strukturell zeigte sich, dass einzelne Distraktorreize multiple binäre Bindungen mit Reaktionen und anderen Reizen eingehen und dass der Einfluss von Bindungen auf die Handlungssteuerung als ein Wettlauf zwischen dem Abrufprozess durch die Wiederholung eines Reizes und der Initiierung einer neuen Reaktion auf einen anderen Reiz beschrieben werden kann. DR-Bindungsprozesse scheinen weder von Distraktorinhibition noch von kognitiver Belastung beeinflusst zu werden, sind aber auf die Allokation räumlicher Aufmerksamkeit angewiesen. Schließlich gibt es erste Ergebnisse mit klarer Alltagsrelevanz, die Effekte von DR-Bindungsprozessen auch im Fahrkontext und im höheren Alter als eigenständige Mechanismen der Verhaltensregulation belegen. Während der Projektlaufzeit kristallisierte sich mit zunehmender Deutlichkeit eine theoretische Perspektive heraus, die den automatischen Abruf von S-R Episoden als möglicherweise zentralen zugrundeliegenden Mechanismus lerntheoretischer Phänomene (klassische Konditionierung) betrachten.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

 
 

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