Japan's Maritime Trade in Ceramics: Archaeological Sources on International Exchange in the 14th to 17th Centuries
Zusammenfassung der Projektergebnisse
Das Projekt sucht über eine Analyse importierter, archäologisch identifizierter Keramiken einen empirisch fundierten Beitrag zu leisten zum Verständnis der Entwicklung und der Strukturen maritimer Handelsverbindungen im westjapanischen Küstenraum in der Zeit vom 14. bis 17. Jahrhundert. Das Projekt erschließt außerhalb der fachspezifischen Forschung in Japan weitgehend unbekannte Fundberichte und archäologisches Material, und berücksichtigt – im Rahmen einer kulturübergreifenden Perspektive – gleichzeitig die thematisch relevante Forschung zum Keramikhandel im weiteren ost- und südostasiatischen Raum, unter anderem hinsichtlich einschlägiger Wrackfunde an den koreanischen Küsten und im südchinesischen Meer. Der zeitliche Ausschnitt der Untersuchung umfasst die Jahrhunderte des frühen Welthandels in Ostasien, eine Zeit, die geprägt war von wechselseitigen Außenhandelsbeschränkungen der drei großen ostasiatischen Kräfte China, Korea und Japan, und die doch zugleich eine außerordentliche Internationalität offenbart. Die Forschung zu den Importkeramiken aus japanischen Fundkomplexen soll somit den Blick schärfen für Japans Position innerhalb eines gesamtasiatischen Kontextes, den das Ostchinesische Meer im 14. bis 17. Jahrhundert trotz der ausgesprochenen Handelsverbote als gemeinsamer Verkehrsweg kennzeichnet. Als ein wesentliches Ergebnis der Untersuchung bleibt eine große Diskrepanz zwischen den historischen Quellen und dem archäologischen Material festzuhalten. Während die wenigen und recht verstreuten schriftlichen Quellen zum maritimen Handel von Keramik im Untersuchungsgebiet ein Bild hervorrufen, das Keramik als Handelsgut eher in den Hintergrund treten lässt und eine besondere Quantität bzw. Qualität nur in Ausnahmen zu erkennen gibt, eröffnet die Menge des archäologischen Materials ganz im Gegenteil das ganz handfeste Problem, den großen Umfang des Handels mit Keramik detailliert zu bestimmen. Zu den Handelsrouten und Zielorten bzw. Brennöfen, ohne grundsätzlich zwischen direkten Verbindungen und Zwischenhandelswegen unterscheiden zu wollen, lassen sich vielerlei Informationen aus den archäologischen Komplexen ableiten. So ist das Handelsnetz weit gespannt, über Korea, China bis in das südchinesische Meer nach Vietnam (Annam bzw. Khmer), Thailand (Siam) und Myanmar (Burma). Verschiedene Keramiktypen wechseln durchaus ihre Funktion im Verlauf der Reise (so ‚Martaban jars' oder auch hannera-Gefäße), die je nach politischer Großwetterlage auf ganz verschiedenen Routen verlaufen ist. Die Masse an z.T. kleinteilig zerscherbtem Material aus japanischen Komplexen unterläuft in der Regel allerdings keiner quantitativen Analyse; wer wollte auch all die Scherben zählen und auf mögliche Gefäßzugehörigkeit herunterrechnen. Das geschieht von Seiten der archäologischen Forschung in der Regel nur in Ausnahmen. Auch einzelne Versuche aufgrund von Gewichtsangaben zu belastbarem Zahlenmaterial zu gelangen muss angesichts der zu unterschiedlichen Qualität der zu berücksichtigten Scherben scheitern; Seladone sind wegen ihrer Wandstärke und z.T. wegen ihrer Gefäßgröße nur schwerlich mit den feinen, meist kleinen Blauweißstücken aus den Jingdezhen-Öfen in Einklang zu bringen. Es bleibt einen umfangreichen Handel mit Keramiken in den Jahrhunderten des ostasiatischen Welthandels zu postulieren, in denen fein gebrannte Keramiken über den gesamten Untersuchungszeitraum in großer Zahl ins Land gelangten, auch wenn Moden und Engpässe bei der Produktion zu verschiedenen Trends und Anteilen geführt haben, die wiederum das politisch-wirtschaftliche Geschehen, das den maritimen Raum in Ost- und Südostasien bestimmt hat, spiegeln.
Projektbezogene Publikationen (Auswahl)
- "Archaeological Complexes from Muromachi Period Japan as a Key to the Perception of International Maritime Trade in East Asia". In Angela Schottenhammer (ed.), The East Asian Mediterranean – Crossroads of Knowledge, Commerce, and Human Migration. East Asian Maritime History, Vol. 6, Harrassowitz: Wiesbaden (2008), pp. 179-202
Barbara Seyock
- “Seascapes, Sherds and Kilns — Ceramics as a Key to Japan‟s Premodern Maritime Exchange”. In Research Institute for Humanity and Nature (RIHN) (ed.), Neolithisation and Landscape, NEOMAP International Workshop 31. Oct. - 1 Nov. 2008, Kyōto: RIHN 2009, pp. 55-72
Barbara Seyock
- “Imaging the Ceramic Landscape of Premodern Japan”. In Crossroads — Studies on the History of Exchange Relations in the East Asian World, vol. 3 (2011), pp. 1-20
Barbara Seyock