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Die Geschichte des Deutschen Zeitungswissenschaftlichen Verbandes

Fachliche Zuordnung Publizistik und Kommunikationswissenschaft
Förderung Förderung von 2007 bis 2013
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 62911911
 
Erstellungsjahr 2016

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Die Untersuchung des DZV in verschiedenen Handlungs- und Organisationsebenen während der NS-Diktatur zeigt eine Entwicklung: Konnte der Akteur Walther Heide den DZV bis zum Beginn der 1940er Jahre als den Machtpol der ZW aufbauen, so ließ sich doch die theoretische Fachentwicklung aus der Weimarer Zeit und die gegenständlich-mediale Entgrenzung der ZW selbst durch den entgegengesetzten und durch das RMVP gestützten Oktroi Heides längerfristig nicht aufhalten. Von einer nachrückenden, im NS sozialisierten und nicht mehr auf den Protegé Heide angewiesenen zw Generation wurde er wegen seiner »stümperhaften« Instrumentalisierung der ZW für den Kriegseinsatz und die -propaganda 1939 immer weniger akzeptiert und mehr und mehr als ein Vertreter der Weimarer »Systemzeit« gebrandmarkt: Gleichermaßen aus fachlichen wie aus politisch-ideologischen Gründen verließ sie den fachpolitischen Kurs, den er vorgab. Über das gesamte ›Dritte Reich‹ betrachtet hatten Heide bzw. der DZV vor allem durch fachlich-strukturelle Aktivitäten großen Erfolg, obwohl man im RMVP (Goebbels, Funk, Dietrich) die zw Forschung eher gering einschätzte und sich in den wenigen relevanten Fällen (bspw. die mediale Nutzungsforschung von Hans A. Münster) als beratungsresistent zeigte. Ein Grund für den erfolgreichen strukturellen Ausbau des Fachs lag darin, dass es Heide gelang, Vertreter der ersten zw Generation (u.a. d'Ester, Dovifat, Wilhelm Kapp/Freiburg) nicht zuletzt wegen der finanziellen Vergünstigungen des RMVP in eine opportunistische Grundhaltung zum Machtpol DZV zu manövrieren. Paradoxerweise ermöglichten die Erfolge von Heide auf der Ebene der zw Sozialgestalt die gegen ihn gerichtete Opposition: Er sicherte bzw. schuf erst die fachlich-strukturelle Grundlage der ZW, von der aus gegen ihn agitiert wurde. Die Rolle des APB in diesem Wechselverhältnis der Kräfte ist bisher weitgehend unerforscht. Erwähnt seien zwei in der Fachhistoriographie bislang unbekannte Komplexe: die beabsichtigte und von Heide hintertriebene Gründung (1934) eines zw Instituts an der Universität Bonn mit einem theoretische und praktische Ausbildungselemente integrierenden zw Studiengang; das Vorhaben, im Rahmen des DZV seit 1939 einen Standort- und einen Gesamtkatalog der deutschen Tagespresse zu bearbeiten. Beide Vorhaben knüpften an frühere Arbeiten aus der Weimarer Republik an und wurden seit Mitte der 1950er Jahre an der Bremer Staatsbibliothek von dem gleichen Bibliothekar (Hans Jessen) wieder neu begonnen.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • Die Entstehung des Deutschen Zeitungswissenschaftlichen Verbandes, ln: jahrbuch für Kommunikationsgeschichte, 12. ]g. 2010, S. 121-144
    Arnulf Kutsch
  • Zeitungswissenschaft im ›Dritten Reich‹. Zeitung als »publizistisches Führungsmittel« und Wissenschaft als Politik. In: journalistik journal, 14. jg. 2011,Nr. 1, S. 26-27
    Stefanie Averbeck-Lietz
  • How the discipline of newspaper studies In Germany adopted to the Nazi-Regime. In: Michael Meyen/Thomas Wiedemann (Hrsg.): Biografisches Lexikon der Kommunikationswissenschaft. 2016
    Stefanie Averbeck-Lietz
  • Walther Heide, ln: Michael Meyen/Thomas Wiedemann (Hrsg.): Biografisches Lexikon der Kommunikationswissenschaft. Köln: Herbert von Halem 2016
    Hendrik Wagner
 
 

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