Detailseite
Wissenssoziologische Untersuchungen über die Rolle der nationalkatholischen Intellektuellengruppe während der Epoche des Faschismus am Beispiel Guido Manacordas (1879-1965)
Antragsteller
Professor Dr. Karl-Siegbert Rehberg
Fachliche Zuordnung
Soziologische Theorie
Förderung
Förderung von 2007 bis 2010
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 58447613
Die Rolle der Intellektuellen in den totalitären Systemen des vergangenen Jahrhunderts ist nur ausschnitthaft (besonders für Hauptrepräsentanten) analysiert, gleichzeitig blieben viele Zusammenhänge der intellektuellen Reaktion auf die politischen „Bewegungen" der Zeit noch unerforscht - speziell auch im Zusammenspiel von italienischem Faschismus und deutschem Nationalsozialismus. In diesem Projekt soll eine intellektuelle Gruppengeschichte rekonstruiert werden, die von dem noch wenig untersuchten Germanisten Guido Manacorda ausgeht. Dieser steht im Italien Mussolinis exemplarisch für das Engagement einer nationalkatholischen Intellektuellengruppe, welche den Faschismus durch die Verschmelzung der antiken mit der christlichen Romidee verdichten wollte.Das Projekt behandelt damit auch die Ambivalenzgefühle der italienischen Intellektuellen gegenüber Deutschland. Manacorda war ein zentraler Akteur des deutsch-italienischen Kulturtransfers, und so erfolgte 1935/36 die Annäherung zwischen Hitler und Mussolini auf seine diplomatische Initiative. Sein gesamtes Oeuvre, das die ersten sechs Dekaden des 20. Jahrhunderts umfasst, ist von dem Versuch durchdrungen gewesen, das Eigenbild der christlichen romanitä im Fremdbild eines vermeintlich wesensmäßigen heidnischen Deutschtums (germanesimo) zu spiegeln.Manacordas Vita stellt außerdem eine asymmetrische Parallelbiographie zum Leben Victor Klemperers, mit dem er in den Jahren 1914/15 in Neapel zusammenarbeitete, dar. Beide teilten dieselben völkerpsychologischen Grundkonzeptionen. Und beide stehen für die historisch spezifische Aufladung der Spannung zwischen dem Bewusstsein der Intellektuellen und der Alterität ihrer Kulturen im 20. Jahrhundert.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen