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Kunstgeschichte
Antragstellerin
Professorin Dr. Gabriele Genge
Fachliche Zuordnung
Kunstgeschichte
Förderung
Förderung von 2007 bis 2011
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 56030816
1) Im vorliegenden Forschungsvorhaben sollen aktuelle künstlerische Phänomene untersucht werden, die Grenzen und Handlungsräume der bis heute etablierten visuellen Kultur der Moderne sichtbar machen. Die Untersuchung wird sich exemplarisch mit dem Konstrukt "Afrikanischer Kunst" beschäftigen. Ähnlich wie der gesamte Kulturraum Afrika von Valentin Y. Mudimbe als westliche "Erfindung" und "Idee" beschrieben wurde, diente innerhalb der Kunstgeschichte die afrikanische Kunst als Projektionsfigur der künstlerischen Moderne. Sie wurde in exemplarischer Weise zum geschichtslosen Forschungsgegenstand und Inspirationsmodell, dessen ethnographische/ anthropologische Kennzeichnung und Verortung bis heute kaum reflektiert wurde. Auf dieses imaginäre ästhetische Modell beziehen sich jedoch aktuelle konzeptuelle Arbeiten, indem sie koloniale Rezeptionsweisen, Konstrukte afrikanischer Identität, kulturelle Bedingungen von Zeitlichkeit und Erinnerung verhandeln. Die künstlerische Reaktion verweist auf implizite Voreinstellungen der Wissenschaft, die erst in der kulturellen Praxis erfahrbar und sichtbar werden. Das Forschungsprojekt soll daher ausgehend von den künstlerischen Konzepten einen Zugang zu den eurozentrischen Implikationen und Traditionen der Kunstgeschichte eröffnen. Als Ergebnis des Projektes sollen Grenzziehungen und Mechanismen kunstgeschichtlicher Praxis (Museen, Ausstellungen, Bildbände) ebenso in den Fokus rücken, wie der kunstwissenschaftliche Diskurs zur afrikanischen Kunst. Ein Einblick in die Kunstgeschichte der Moderne soll ermöglicht werden, der über Vorgaben und Hindernisse kultureller Differenz Auskunft gibt.2) Ziel des vorliegenden Projektes wird es sein, nach der historischen Bedingtheit von Giuseppe Penones Arbeiten im Kontext der 60er Jahre zu fragen. Penones Rezeption in den Schriften und Ausstellungen des Wortführers der Arte Povera, Germano Celant, liefert bereits Hinweise darauf, dass sein OEuvre als Verteidigung des kulturellen Bezugsraums "italienischer Moderne" gegen den industriell geprägten Gegenpart amerikanischer Kultur verstanden wurde. Zunächst sollen die historischen und ästhetische Bedingungen dieser Instrumentalisierung Penones erarbeitet werden. Dafür wird zum einen das Naturverständnis Penones und dessen phänomenologische Deutung mittels eingehender Werkanalysen zu untersuchen sein. Neben der kunstkritischen Rezeption Penones im Umkreis der Arte Povera muss überdies seine Auseinandersetzung mit der US-amerikanischen Land Art als Ausgangspunkt der Frage dienen, welche politischen Bezugspunkte der Kunstdiskurs der 60er in Bezug auf die Deutung der Landschaft entwickelte. Hier werden vor allem das Aufleben kunst- und kulturgeographischer Ansätze in der historischen Forschung und ihr Einfluss auf kulturelle Identitätskonstrukte den Ausgangspunkt der Analyse bilden.3) Der Zeitraum des 17. und 18. Jahrhunderts soll im vorliegenden Forschungsprojekt als Übergangszeit untersucht werden, in der sich bis heute gültige Vorstellungen vom Tier und seiner natürlichen Zuordnung vorbereiten und wissenschaftlich formieren. Dabei spielt das Bild als Katalysator wissenschaftlicher Erkenntnis eine besondere Rolle. Zeitgleich mit den ersten wissenschaftlichen Bemühungen um eine naturgeschichtliche Klassifikation der Tiere intendiert eine Gruppe von Malern, bis dahin übliche Anthropomorphisierungen des Tieres durch scheinbar neutrale und auf empirischer Beobachtung entstehende Gestaltungsweisen zu ersetzen. In ihren Bildern äußern sich die anthropologischen Grundlagen einer zwischen Wissenschaft und Kunst vermittelnden visuellen Kultur, deren Praxis für beide Jahrhunderte in jeweils unterschiedlichen künstlerischen Zusammenhängen vergleichend untersucht werden soll. Für das 17. Jahrhundert dient hierbei die Gattung des Viehstücks im Umkreis des niederländischen Malers Paulus Potter als exemplarischer Ausgangspunkt, im 18. Jahrhundert sollen schließlich die Tierdarstellungen des englischen Künstlers George Stubbs im Vordergrund stehen.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen