Detailseite
Visualisierung soziologischer Praxis: Montage-Techniken und Text-Bild-Kompositionen in Pierre Bourdieus Forschungswerkstatt
Antragsteller
Professor Dr. Franz Schultheis
Fachliche Zuordnung
Soziologische Theorie
Wissenschaftsgeschichte
Wissenschaftsgeschichte
Förderung
Förderung seit 2024
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 551935971
Nach einer Phase des unvermittelten Nebeneinanders haben Text und Bild als Gattungen der Repräsentation von Gesellschaft unter dem Credo des "visual turn" der Sozialwissenschaften zögerlich wieder begonnen, miteinander in Dialog zu treten. Seit einigen Jahren wird von verschiedenen Seiten und mit unterschiedlichen theoretischen Perspektiven und Forschungsstrategien der Versuch unternommen, an die Traditionen der visuellen Anthropologie, Ethnologie und Soziologie neu anzuknüpfen. Es fehlt jedoch bisher an einem geeigneten paradigmatischen Koordinatensystem, welches diesen Bemühungen das ausreichende Maß an Kohärenz und Kohäsion verleihen könnte, um zu einer wirklich überzeugenden und nachhaltigen „Konversion des Blicks auf Gesellschaftliches“ zu gelangen. In Person und Werk Bourdieus bietet sich uns ein solches Potenzial, um solche Vermittlungsleistungen zu erbringen. Dieser gründete im Jahre 1975 die Zeitschrift "Actes de la Recherche en Sciences Sociales" (ARSS), die sich, wenn auch diesseits des Rheins weitgehend unbemerkt, schnell als eine zentrale Institution im Feld der französischen Sozialwissenschaften etablieren sollte. Ihr Alleinstellungsmerkmal lag in einer außergewöhnlichen Form von Text-Bild-Dialog und Collage-Technik, einem systematischen Einsatz diverser Typen visueller Elemente bei der Vermittlung der Erkenntniswege, empirischen Grundlagen und methodischen Zugänge der präsentierten Studien. Die geplante Forschung situiert sich am Schnittpunkt unterschiedlicher Erkenntnisinteressen und Forschungsfragen im Hinblick auf die Entstehung und Bedeutung dieser für Bourdieus Werk und Wirkung prägenden visuellen Form soziologischer Erzählkunst, die dem deutschen Leser nur in Gestalt von Bourdieus "Die feinen Unterschiede" bekannt sein dürfte. Ziel ist es diese Lücke zu füllen und die Originalität, Relevanz und Potentiale aufzudecken, die in der "Erfindung" dieser Form der dichten Repräsentation von Forschung angelegt sind. Hierbei stützt sich das Projekt auf bereits vorgelegte Studien zur visuellen Soziologie Bourdieus mittels fotografischer Feldforschung, wie auch auf einen privilegierten Zugang zum Pariser Bourdieu-Archiv, wo sich materialreiche und noch weitgehend unerschlossene Quellen zur Verfügung stehen.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen