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Dichterinnen des Mittelalters in Frankreich und Italien: Eine kommentierte Anthologie mit deutschen Übersetzungen

Fachliche Zuordnung Europäische und Amerikanische Literatur- und Kulturwissenschaften
Förderung Förderung seit 2024
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 551592626
 
Ziel des Projekts ist die Erarbeitung einer kommentierten Anthologie mit Übersetzungen des bislang lückenhaft ins Deutsche übertragenen lyrischen Werks von Christine de Pizan und anderen größtenteils in Vergessenheit geratenen Dichterinnen des Mittelalters. Dazu gehören etwa die Trobairitz Azalais d'Altier, Almuc de Castelnau und Iseut de Capion, die Dichterinnen des Duecento Compiuta Donzella und Nina Siciliana sowie die absolut vernachlässigten ‚poetesse marchigiane‘ Ortensia de Guglielmo, Eleonora della Genga und Livia del Chiavello. Die Anthologie soll beim Metzler-Verlag in Buchform und online publiziert werden, um über das wissenschaftliche Fachpublikum hinaus auch studentische und literarisch interessierte Leser*innen erreichen zu können. Forschungsergebnisse sollen nicht nur auf dem neusten Forschungsstand zusammengetragen werden, sondern bestehende Forschungslücken identifiziert und systematisch bearbeitet werden. Der Textauswahl wird jeweils ein Vorwort vorangestellt, das zunächst die Dichterin selbst und anschließend das im Folgenden abgedruckte und übersetzte Werk auf aktuellem Forschungsstand präsentiert und im Gesamtwerk kontextualisiert. Das Projekt leistet einen Beitrag zur feministischen Kanonrevision und rückt Texte in den Vordergrund, die in vergangen Jahrhunderten aufgrund des Geschlechts ihrer Autorinnen kaum Beachtung gefunden haben. Obwohl die Bemühungen einer feministischen Neuauflage des Kanons auf die 1970er Jahre zurückgehen und damit so alt sind wie die feministische Literaturwissenschaft selbst, ist dieses Vorhaben heute noch lange nicht abgeschlossen. Allerdings soll die Geschlechtsidentität der Autorinnen nicht als Hauptkriterium der Korpuszusammensetzung dienen. Vielmehr soll der komplexe, vielschichtige und originelle Umgang der Dichterinnen mit der höfischen Liebesrhetorik im Vordergrund stehen: Während sich ein großer Teil der insgesamt sehr überschaubaren Forschungsliteratur zum gewählten Korpus auf tradierte Gemeinplätze reduziert, die um biographische Spekulationen zur empirischen Identität der Dichterinnen oder die vermeintlich gesteigerte Emotionalität weiblichen Schreibens kreisen, soll die Zusammenstellung von rund 25 mittelalterlichen Dichterinnen in der Anthologie zeigen, dass die Erweiterung der androzentrischen Perspektive durch weibliche Stimmen eine subversive Dynamik freisetzt, die den höfischen Liebesdiskurs auf bemerkenswerte Art und Weise umkodiert und zu signifikanten Neuerungen führt. Die Sprachkenntnisse des Altokzitanischen der Doktorandin ermöglichen der Projektleitung einen vergleichenden Zugang (Mittelfrz./It./Altokzitan.), der in der zeitgenössischen Mediävistik zu einer Seltenheit geworden ist und dessen Zukunftsperspektive gesichert werden muss. Dadurch leistet das Projekt auch einen Beitrag zur Weiterführung der Okzitanistik im Rahmen einer modernen und gendersensiblen Romanistik, welche die historischen Anfänge der romanischen Literaturen nicht aus dem Blick verlieren darf.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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