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Zwei Flusseinzugsgebiete, zwei Geschichten? Orthodoxie und Innovation in Tier-Mensch-Beziehungen in den Regionen Oberer Tigris und Euphrat
Antragstellerin
Dr. Stephanie Emra
Fachliche Zuordnung
Ur- und Frühgeschichte (weltweit)
Förderung
Förderung seit 2024
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 551488798
Der Übergang vom Jäger und Sammler zur Landwirtschaft und Tierhaltung ist eine der bedeutendsten Schritte, die unsere Spezies vorgenommen hat. Einer der wichtigsten Untersuchungsbereiche für diesen Übergang und die Entstehung der Viehhaltung von Schafen, Ziegen, Rindern und Schweinen ist das Präkeramische Neolithikum (Englisch: PPN) (ca. 9.700 – 7.000 cal. BCE) und liegt in Obermesopotamien, in den Einzugsgebieten der Flüsse Tigris und Euphrat. Obwohl in dieser Region bereits umfangreiche Untersuchungen zu den Anfängen der Domestikation von Tieren durchgeführt wurden, gibt es aufgrund der komplexen Art und Weise, wie die Domestikation entstand, sowie des Mangels an Datensätzen aus dieser Region immer noch erhebliche Lücken in unserem Verständnis dieses Prozesses. Diese Lücken erschweren ein detaillierteres Verständnis der Anfänge der Domestikation zwischen den Beckengebieten des Euphrat und des Tigris, die obwohl ihre eigenen einzigartigen geografischen und kulturellen Merkmale aufweisen, oft als eine Überregion gruppiert werden. Das Ziel dieses Projekts besteht darin, den Wandel von einer überwiegend auf der Jagd basierenden Mensch-Tier-Beziehung bis zur anfänglichen Einführung der Tierhaltung im Tigris- und Euphratbecken im PPN aufzuzeigen und die gemeinsamen Merkmale und Unterschiede in den Subsistenzstrategien zwischen diesen beiden Bereichen abzugrenzen. Dieses Projekt identifiziert drei wesentliche Lücken im aktuellen Forschungsstand: 1) Einschränkungen durch ältere Datensätze, die aus Rettungsgrabungen der späten 1980er/1990er Jahre stammen (z. B. Nevalı Çori, Gürcütepe), 2) ein Mangel an Fundstellen, an denen die Besiedlung über lange Zeiträume andauerte, was die Untersuchung der Entwicklung und/oder Aufnahme heimischer Arten innerhalb eines einzelnen Ortes ermöglichen würde, und 3) eine asymmetrische Abdeckung veröffentlichter Archäofaunen sowohl aus den beiden Beckengebiete, wie auch den beiden infrage kommenden Zeiträume. Insbesondere mangelt es derzeit an veröffentlichten PPNA-Archäofaunen aus dem oberen Euphratbecken und an PPNB-Archäofaunen aus dem oberen Tigrisbecken. Dieses Projekt zielt darauf ab, diese Forschungslücken durch die Untersuchung von Archäofaunen aus sechs Fallstudien zu schließen: 1. Göbekli Tepe, 2. Karahantepe, 3. Nevalı Çori, 4. Gürcütepe, 5. Boncuklu Tarla, 6. Gusir Höyük.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen