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Bestimmungsfaktoren und Entwicklung der Glaubwürdigkeit des Inflationsziel
Antragsteller
Professor Dr. Dieter Nautz
Fachliche Zuordnung
Wirtschaftspolitik, Angewandte Volkswirtschaftslehre
Statistik und Ökonometrie
Statistik und Ökonometrie
Förderung
Förderung seit 2024
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 548833220
Numerische Inflationsziele spielen eine Schlüsselrolle in der Kommunikation und Implementierung moderner Geldpolitik. Sie klären die Bedeutung von Preisstabilität und können dazu beitragen, langfristige Inflationserwartungen zu verankern. Inflationsziele sind jedoch nur dann wirksam, wenn sie über ausreichende Glaubwürdigkeit verfügen, d.h., wenn genügend Menschen davon überzeugt sind, dass die Geldpolitik das Inflationsziel tatsächlich erreichen wird. Daher ist die Entwicklung der von Konsumenten wahrgenommenen Glaubwürdigkeit des Inflationsziels von entscheidender Bedeutung für die Wirksamkeit der Geldpolitik. Das aktuelle Projekt nutzt eine einzigartige und fortlaufende Umfrage unter deutschen Verbrauchern, die darauf abzielt, die Determinanten der zeitlich variierenden Glaubwürdigkeit des Inflationsziels der EZB zu untersuchen. Zentralbanken legen großen Wert auf die genaue Definition ihres Ziels. Eine wichtige Innovation der neuen geldpolitischen Strategie der EZB vom Juli 2021 ist das nunmehr symmetrische Inflationsziel von 2 %. Laut EZB betont ein symmetrisches Ziel, dass negative und positive Zielabweichungen der Inflation gleichermaßen unerwünscht sind. Wir interessieren uns daher besonders für Asymmetrien, da Verbraucher Inflationsraten unter und über dem Ziel möglicherweise ganz unterschiedlich einschätzen. Trotz ihrer offensichtlichen Bedeutung spielt die genaue Formulierung des Inflationsziels in Standardumfragen zu Inflationserwartungen keine Rolle. Infolgedessen ist die Interpretation der Umfrageergebnisse hinsichtlich der Glaubwürdigkeit des Inflationsziels typischerweise nicht eindeutig. Die qualitative Umfrage, die im aktuellen Projekt verwendet wird, umgeht diese Probleme, da sowohl die Frage als auch die verfügbaren Antwortkategorien genau der offiziellen Formulierung des Inflationsziels folgen. Unser Datensatz enthält mehr als 200.000 tägliche Antworten von etwa 130.000 deutschen Verbrauchern (Stand: November 2023). Da die Umfrage im Januar 2019 gestartet ist, kann der Effekt sowohl positiver als auch negativer Abweichungen der Inflation vom 2%-Ziel der EZB auf die wahrgenommene Glaubwürdigkeit des Inflationsziels untersucht werden. In allen Schätzungen wird für die persönlichen Merkmale der Umfrageteilnehmer kontrolliert. Das Hauptaugenmerk liegt indes auf der Analyse der zeitlichen Variation in der Glaubwürdigkeit des Inflationsziels. Indem wir die Rolle des inflatorischen Umfelds und verschiedener geldpolitischer Maßnahmen für die wahrgenommene Glaubwürdigkeit des Inflationsziels untersuchen, zielt das Projekt darauf ab, das Erwartungsmanagement der Zentralbanken und die Kommunikation der Geldpolitik an eine heterogene Öffentlichkeit zu verbessern.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen