Äußerungsstruktur im Kontext: Sprache und Kognition während des Erwerbs unter sprachvergleichender Perspektive
Final Report Abstract
Das Projekt LANGACROSS 2 untersucht kognitive und sprachstrukturelle Einflussfaktoren auf Sprachgebrauch und Spracherwerb unter sprachvergleichender Perspektive. Zentraler Untersuchungsgegenstand sind die Auswirkungen solcher Faktoren auf die Präferenzen, die Sprecher verschiedener Sprachen (Kinder und Erwachsene, Muttersprachler und L2-Lerner) bei der Organisation komplexer Informationen im Diskurs zeigen. LANGACROSS 2 schließt dabei an die Forschungsarbeiten aus dem Vorgängerprojekt LANGACROSS 1 (2008-2011) an, indem Fragen zum Zusammenhang von Sprache und Kognition bearbeitet werden. Als Untersuchungsgebiete wurden (i) sprachspezifische Auswirkungen auf die Konzeption von Raum und Zeit sowie (ii) sprachspezifische Informationskomponenten für den Ausdruck kontrastiver und additive Diskursrelationen ausgewählt. In beiden Bereichen wurden verschiedene Sprecherpopulationen untersucht, um sowohl kognitive Auswirkungen typologischer Unterschiede bei Muttersprachlern als auch Prozesse der Konzeptualisierung und Rekonzeptualisierung beim Erst- und Zweitspracherwerb zu untersuchen. In jedem Bereich wurden zwei Forschungsfragen gestellt: 1) Welchen Einfluss haben sprachspezifische Eigenschaften auf die Diskursorganisation (untersucht anhand von verschiedenen Sprachproduktionsaufgaben)? 2) Welche kognitiven Unterschiede gehen mit Unterschieden in der Diskursorganisation einher, und zeigen sich diese auch in anderen Bereichen als der Sprachproduktion, z.B. beim Sprachverstehen oder Erinnern (gemessen mit verschiedenen psycholinguistischen Verfahren). Die Ergebnisse zeigen, dass sich Sprachen dahingehend unterscheiden, welche Perspektive auf die zu versprachlichenden Inhalte mit den jeweiligen Ausdrucksmitteln (grammatikalisierte Kategorien, lexikalisch ausdifferenzierte Kategorien, unterspezifizierte Bereiche) besonders kompatibel ist, wobei strukturelle Eigenschaften in Bezug auf unterschiedliche konzeptuelle Domänen in übergreifenden Prinzipien zusammengeführt werden. Obwohl die Auswirkungen solcher sprachabhängiger Präferenzen für die Konzeptualisierung und Perspektivierung von Informationen subtil sind und wohl praktisch nicht gelehrt werden, orientieren sich Kinder beim Erstspracherwerb schon recht früh an ihnen, brauchen aber in einigen Bereichen zugleich lange, bis sie die Organisation der Erwachsenendiskurse ganz übernommen haben. Im Zweitspracherwerb zeigt sich, dass eine Restrukturierung der L1-geprägten Präferenzen nicht per se ausgeschlossen ist, aber in Abhängigkeit von den untersuchten L1-L2 Paaren und den untersuchten Eigenschaften unterschiedlich gut gelingt. Auswirkungen sprachspezifischer Erwartungen an die Organisation von Informationen zeigen sich auch außerhalb von Sprachproduktionsaufgaben, etwa wenn gezeigt werden kann, dass die Relevanz bestimmter Informationseinheiten für die Versprachlichung die Aufmerksamkeit der Sprecher auch bei nicht-sprachlichen Aufgaben auf die entsprechenden Komponenten einer Situation lenkt.
Publications
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