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Individuelle Bewegungsanpassung und Verletzungspotential in Fußgängerströmen hoher Dichte
Antragsteller
Maik Boltes, Ph.D.; Professor Uwe Kersting, Ph.D.
Fachliche Zuordnung
Arbeitswissenschaft, Ergonomie, Mensch-Maschine-Systeme
Verkehrs- und Transportsysteme, Intelligenter und automatisierter Verkehr
Verkehrs- und Transportsysteme, Intelligenter und automatisierter Verkehr
Förderung
Förderung seit 2024
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 548103776
Sich verdichtende Fußgängerströme entstehen täglich zum Beispiel an Verkehrsknotenpunkten, wie Bahnhöfen und Flughäfen, sowie bei Großveranstaltungen. In der Vergangenheit kam es immer wieder zu Unglücken mit Personenschäden wie beispielsweise bei einer Halloween-Feier Ende 2022 in Seoul mit 159 Toten oder bei der Loveparade 2010 in Duisburg, bei der 21 Menschen ums Leben kamen und über 600 weitere Personen zum Teil schwer verletzt wurden. Diesen Unglücken geht zumeist eine Verdichtung der Menschenmenge an Durchlässen und Engstellen voraus, an denen die Bewegungen des/r Einzelnen immer stärker durch seine/ihre Umgebung beeinflusst wird. Dies wiederum führt zur Änderung des individuellen Bewegungsverhaltens, wobei genau diese Interaktion innerhalb einer Menschenmenge zwischen Individuum und umgebenden Personen bisher nicht im Detail untersucht wurde. Um nun das Bewegungsverhalten in sich verdichtenden Personenströmen zu verstehen und das damit einhergehende Verletzungsrisiko zu bemessen, werden Ansätze aus den Bewegungswissenschaften und der Fußgängerdynamik erstmalig kombiniert. Ein dreiteiliger Projektplan sieht vor, zum einen (1) die Risikofaktoren für Verletzungen in einer Menschenmenge auf der Basis existierender Daten und Interviews mit relevanten Personengruppen wie Sicherheitskräften zu eruieren und zum anderen experimentell (2) den Einfluss der Personendichte, der Motivation, des Geschlechts, des Alters und der körperlichen Fitness auf die gesamte Körperbewegung in einer Menschenmenge zu untersuchen, sowie (3) die das Verletzungsrisiko modulierenden Faktoren in Detailexperimenten zu analysieren, wobei sich ändernde Belastungen auf der Ebene einzelner Gelenke betrachtet und Kompensationsstrategien aus Sicht der Einzelperson ermittelt werden. Die Ergebnisse dieses Projekts werden ein besseres Verständnis der Bewegungsadaptation von Individuen in sich verdichtenden Menschenströmen und der damit einhergehenden Verletzungsrisiken liefern. Diese neu gewonnenen Erkenntnisse erlauben eine verbesserte Modellierung der Dynamik in einer Menschenmenge unter Berücksichtigung der dreidimensionalen Körperbewegung. Zudem werden die Ergebnisse das Verletzungspotential aufzeigen und in Abhängigkeit von individuellen Eigenschaften wie Alter und Randbedingungen wie Motivation beschreiben, und es damit ermöglichen, diese Zusammenhänge bei zukünftigen Sicherheitsplanungen zu berücksichtigen.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen