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Rituale und Biographien: Körperbestattungen der jüngeren Bronzezeit und der Umgang mit dem Tod in Gräbern und Siedlungen des Zentralortes Kuckenburg (Unstrutgruppe)

Fachliche Zuordnung Ur- und Frühgeschichte (weltweit)
Allgemeine Genetik und funktionelle Genomforschung
Förderung Förderung seit 2024
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 546939225
 
Kern dieses Projektantrags ist die jungbronzezeitliche Mikroregion Kuckenburg (Unstrutgruppe) nahe Querfurt in Sachsen-Anhalt, Deutschland. Während Mitteleuropa in der jüngeren Bronzezeit (JBZ) mit dem Brandbestattungsritus durch eine tiefgreifende Vereinheitlichung des funerären Ritualgeschehens geprägt ist, wurde diese Praxis in der Unstrutgruppe Mitteldeutschlands für fast ein halbes Jahrtausend nicht übernommen. Vielmehr wurde die Sitte der Körperbestattung beibehalten. Mit dem vorliegenden Projektvorhaben zielen wir auf ein umfassendes Verständnis dieses starken funerären Konservatismus aber auch der breiten Vielfalt an verschiedenen Formen des Totenritus in der Unstrutgruppe: Insbesondere das räumliche und zeitliche Nebeneinander von Beisetzungen auf Gräberfeldern, Siedlungsbestattungen sowie Deponierungen von Schädeln und intentionelle zerlegter Körperpartien in Siedlungsgruben und -gräben tragen zum enigmatischen Charakter der Unstrutgruppe bei. Die Mikroregion weist ideale Vorrausetzungen zur Untersuchung dieser Phänomene auf: Die unverbrannten Überreste von fast 300 menschlichen Individuen stellen einer der umfangreichsten Komplexe menschlichem Skelettmaterials der JBZ in Mitteleuropa dar, darüber hinaus wurde die Mikroregion anders als andere Fundstellen während der gesamten JBZ genutzt. Sie weist drei Totenareale auf: eine befestige Höhensiedlung, eine Siedlung und ein großes birituelles Gräberfeld. Da weite Teile des Komplexes noch nicht analysiert sind, eröffnet die Mikroregion die einzigartige Möglichkeit einer mehrdimensionalen bioarchäologischen Studie dieser Totenpraktiken. Um ein solches Level des Verständnisses erreichen zu können, streben wir eine enge Kooperation zwischen Archäologie und Naturwissenschaften an. Während Archäologie, Genetik, Isotopenforschung und Anthropologie einen individuellen Zugang zu den Toten ermöglichen, tragen zusätzlich Archäobotanik und Zoologie wesentlich zur Analyse regionaler Einflussfaktoren bei. Mit dem Vorhaben wollen wir die gemeinsame Beurteilung der erhobenen Daten auf drei zentralen Analyseebenen erreichen: Funeräre Praxis, Biographien und Einflussfaktoren auf die Praxis und Biographien. Die Vorarbeiten der Antragssteller machen das große Potential der Mikroregion hierfür deutlich. Auf Basis der großräumigen Ausgrabungen seit 2004 zeigen die ersten archäologischen und genetischen markante rituelle und genetische Unterschiede zwischen den drei Totenarealen. Allerdings ist die Zahl der bislang analysierten Individuen für eine empirisch abgesicherte Aussagen viel zu klein, da ca. 2/3 der rituellen wichtigen Befunde noch nicht untersucht sind. Mit diesem Projekt wollen wir diesem Desideratum nachkommen und eine umfassende Analyse der Entwicklung und Topographie der verschiedenen funerären Rituale, des dargestellten (d.h. rituellen) versus wirklichen sozialen Status sowie der demographischen, sozialen und neuen funerären Einflüsse auf die Rituale und Biographien vorlegen.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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