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Timing-Schwierigkeiten bei Sprachentwicklungsstörungen und Stottern: Die Rolle gestörter Synchronisation von Hirnrhythmen
Antragsteller
Privatdozent Dr. Christian Alexander Kell; Dr. Lars Meyer
Fachliche Zuordnung
Kognitive und systemische Humanneurowissenschaften
Förderung
Förderung seit 2024
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 546844207
Sprech- und Sprachstörungen gehören zu den prävalentesten Entwicklungsstörungen im Kindesalter. Ungefähr 11,5 % der 5-9-Jährigen erhalten eine entsprechende Therapie. Trotzdem persistieren viele Defizite in das Erwachsenenalter und kompromittieren dann den akademischen Erfolg und die allgemeine Lebensqualität. Ein besseres Verständnis der zu Grunde liegenden Defizite ist also von großer Wichtigkeit, um mittelfristig das öffentliche Gesundheitssystem zu entlasten. Unser Antrag zielt darauf ab, die zu Grunde liegenden neurobiologischen Defizite bei Umschriebener Sprachentwicklungsstörung (USES) und Stottern weiter zu spezifizieren. Zusammen machen diese beiden Defizite den Hauptteil der verschriebenen Sprachtherapien aus. Unser Fokus ist das Timing, also die zeitliche Organisation von Sprachperzeption und -produktion. Es ist bereits bekannt, dass USES und Stottern mit behavioralen Timing-Schwierigkeiten einhergehen. Bei USES sind diese rezeptiv ausgeprägt und insbesondere im Bereich der auditorischen Verarbeitung zeitlicher Modulationen zu finden. Bei Stottern liegen die Schwierigkeiten im Bereich der Produktion. Betroffene scheitern an der Initiation und Aufrechterhaltung eines regelmäßigen Sprechrhythmus. Unsere zentrale Hypothese ist, dass beiderlei Timing-Schwierigkeiten unterscheidbare elektrophysiologische Defizite zu Grunde liegen. Spezifisch möchten wir mit Hilfe von Magnetoenzephalografie in mehreren Experimenten belegen, dass in beiden Populationen Defizite der Synchronisierung neuraler Oszillationen vorliegen. Bei DLD ist unsere Hypothese, dass eine fehlerhafte externe Synchronisierung von Oszillationen mit akustischen Modulationen und zeitlichen phonologische Merkmalen vorliegt. Bei Stottern ist die Hypothese, dass eine fehlerhafte interne Synchronisierung die Zusammenarbeit auditorischer und motorischer Kortizes beeinträchtigt. Eine Bestärkung dieser Hypothesen wäre ein wichtiger Schritt hin zu einer zukünftigen Operationalisierung zeitlicher akustischer und sprachlicher Muster im Rahmen der evidenzbasierten Therapie.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen
Mitverantwortliche
Professor Dr. Joachim Gross; Professorin Dr. Katrin Neumann