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Die nationale Aushandlung der europäischen Währungsintegration. Debatten und Entscheidungen in der Bundesrepublik Deutschland 1979-1992
Antragsteller
Dr. Ralf Ahrens
Fachliche Zuordnung
Wirtschafts- und Sozialgeschichte
Förderung
Förderung seit 2024
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 546821301
Das beantragte Vorhaben rekonstruiert Aushandlungsprozesse und Entscheidungen über die (west-)europäische Währungsintegration in der Bundesrepublik Deutschland von den späten 1970er bis zu den frühen 1990er Jahren. Anders als in der vorliegenden Literatur richtet sich der Fokus nicht auf die Verhandlungen zwischen Vertretern verschiedener Staaten oder Zentralbanken sowie der Brüsseler Institutionen. Vielmehr soll für eines der wichtigsten EG-Mitgliedsländer untersucht werden, wie die in den währungsdiplomatischen Verhandlungen vertretenen nationalen Positionen zustande kamen und sich – nicht zuletzt durch Rückwirkungen von der internationalen Ebene – veränderten. Damit wird zugleich nach den Optionen politischer Intervention in Zeiten einer verstärkten Marktliberalisierung gefragt: Der Untersuchungszeitraum reicht vom Inkrafttreten des Europäischen Währungssystems 1979 bis zur Unterzeichnung des Vertrags von Maastricht, der 1992 den Zeitplan bis zur Vollendung der Europäischen Wirtschafts- und Währungsunion, die Konvergenzkriterien für die beteiligten Volkswirtschaften und die Grundsätze für die Errichtung der Europäischen Zentralbank fixierte. In dieser Phase wurde mit dem Binnenmarktprojekt und der Vorbereitung der Währungsunion die Öffnung der Märkte vorangetrieben, während diskretionäre staatliche Intervention möglichst zurückgedrängt werden sollte. Die chronologische Eingrenzung ermöglicht zudem eine Überprüfung der für die Bundesrepublik meist in den Vordergrund gerückten politik- und wirtschaftshistorischen Zäsuren von 1982 und 1990. Währungsintegration wird dabei als offener historischer Prozess begriffen, der durch die Aushandlung von Programmatiken, Interessen und Machtpositionen angetrieben wurde. Als Akteure der Debatten und Entscheidungsprozesse werden sowohl Politiker*innen, Ministerialbeamte und Vertreter der Zentralbank als auch wirtschaftswissenschaftliche Expert*innen in den Blick genommen. Dabei wird nicht nur das häufig betonte Spannungsverhältnis von politischer und wirtschaftlicher Integration genauer betrachtet. Vielmehr wird, erstens, analysiert, welche ökonomischen Argumente pro und contra bestimmter Integrationsmaßnahmen von welchen Akteuren vorgebracht wurden, welchen allgemeineren ökonomischen Denkschulen sie sich zuordnen lassen, wie und warum sich bestimmte Positionen im Laufe der Zeit veränderten und sich gegebenenfalls durchsetzten. Zweitens stellt sich die Frage, welches Gewicht wirtschaftswissenschaftliche Argumente überhaupt für die Formulierung der konkreten Währungspolitik hatten. Damit untersucht das Projekt zugleich Praxis und Grenzen der häufig konstatierten „Verwissenschaftlichung der Politik“. Als Quellen werden sowohl Archivalien als auch publiziertes Material, insbesondere wirtschaftswissenschaftliche Veröffentlichungen, herangezogen.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen