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Tierexperimentelle und humangenetische Untersuchungen zur Bedeutung humoraler und aktivitätsabhängiger Mechanismen beim postoperativen Schmerz

Fachliche Zuordnung Anästhesiologie
Förderung Förderung von 2005 bis 2013
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 5397725
 
Erstellungsjahr 2021

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Chirurgische Eingriffe gehen meist mit einer Traumatisierung von Gewebe einher, welche zu Entzündungsreaktionen und einer Sensibilierung gegenüber Schmerzreizen (Hyperalgesie) führen kann. In den meisten Fällen klingt diese Hyperalgesie mit der Entzündung wieder ab. Bei einigen Patienten persistiert der Schmerz jedoch länger und kann in eine chronische Schmerzkrankheit übergehen. Im vorliegenden Projekt wurden die neurophysiologischen Prozesse, die dieser postoperativen Schmerzsensibilisierung zugrunde liegen, mit humangenetischen Ansätzen und mit Hilfe von genetisch modifizierten Mäusen in Tiermodellen des postoperativen Schmerzes untersucht. Der Schwerpunkt lag hierbei auf Mechanismen, die zu einem Verlust an schneller synaptischer Hemmung im Rückenmark führen und so Hyperalgesie induzieren. Im Fokus stand eine vertiefte Analyse der beteiligten Signaltransduktionswege und die Untersuchung ihres Beitrages zur postoperativen Hyperalgesie. Entzündliche, durch spinale Prostaglandine vermittelte Hyperalgesie wurde in genetischen Mausmodellen und mit Hilfe von pharmakologischen Antagonisten untersucht. Wir konnten hierbei eine dominierende Rolle des EP2-Prostaglandinrezeptors gegenüber dem EP1-Rezeptor für die entzündliche Hyperalgesie bestätigen. In anschließenden Experimenten zeige sich aber, dass eine Prostaglandin E2 und EP2-Rezeptor vermittelte Hemmung spinaler Glycinrezeptoren keinen signifikanten Beitrag zur postoperativen Hyperalgesie im Mausmodell leistet. Zum zweiten wurde ein Beitrag von aktivitätsabhängiger Cannabinoidrezeptor-vermittelter Sensibilisierung untersucht. Vorausgehende Arbeiten unserer Gruppe hatten gezeigt, dass Endocannabinoide und CB1-Rezeptoren eine kritische Rolle bei der Entstehung von C-Faser-induzierter sekundärer Hyperalgesie spielen. Weitere Untersuchungen haben zusätzliche Funktionen von Endocannabinoiden und CB1-Rezeptoren in der spinalen nozizeptiven Verarbeitung offengelegt (antinozizeptive Wirkung). Darüber hinaus wurde der Einfluss von Anästhetika auf die zerebrale Verarbeitung nozizeptiver Stimuli mittels funktioneller Magnetresonanztomographie (fMRI) in Mäusen untersucht. Es zeigte sich, dass therapeutische Konzentrationen der untersuchten Anästhetika zwar die kortikale und subkortikale Informationsverarbeitung beeinflussen, plastische Lernprozesse im somatosensorischen Kortex aber nicht verhindern. Komplementär zu den tierexperimentellen Ansätzen wurde eine klinisch-humangenetische Studie fortgesetzt mit dem Ziel, Polymorphismen in Genen der PGE2-vermittelten Schmerzsignalwege zu identifizieren, die mit erhöhter postoperativer Hyperalgesie assoziiert sind. Für das GLRA3-Gen (α-Untereinheit des neuronalen Glycinrezeptors), fand sich ein signifikanter Zusammenhang zwischen dem SNP rs12507854 und dem entsprechenden Haplotyp mit einem niedrigen postoperativen Analgetikaverbrauch. Die funktionelle Relevanz dieses Polymorphismus ist bislang jedoch noch unklar. Mit Hilfe eines experimentellen humanen Schmerzmodells wurde parallel dazu in einer Probandenstudie überprüft, ob sich die Träger der relevanten Genotypen in ihrer Empfindlichkeit gegenüber standardisierten akuten oder tonischen Schmerzreizen unterscheiden. Im Fokus stand hierbei das PTGER2-Gen (EP2-Rezeptor), für welches aufgrund der niedrigen Prävalenz der untersuchten Polymorphismen jedoch keine aussagekräftige Auswertung möglich war. Zusammenfassend ist es gelungen, das Verständnis der Mechanismen der postoperativen Schmerzsensibilisierung zu verbessern und neue Erkenntnisse bzgl. der genetischen Ursachen individueller Unterschiede in der Schmerzempfindlichkeit zu generieren.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

 
 

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