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Kognitive und neuronale Korrelate der emotionalen Verarbeitung bei Patienten mit bipolaren Störungen sowie deren Verwandte ersten Grades und gesunden Kontrollprobanden

Fachliche Zuordnung Persönlichkeitspsychologie, Klinische und Medizinische Psychologie, Methoden
Förderung Förderung von 2005 bis 2007
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 5451551
 
Erstellungsjahr 2007

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Bipolare affektive Erkrankungen sind definitionsgemäß mit einer Störung der Affektregulation in manischen und depressiven Phasen verbunden. Bisherige Studien legen jedoch auch bei remittierten bipolaren Patienten, die nur minimale Symptome aufweisen, eine veränderte Emotionsregulierung und kognitive Defizite auf der Verhaltensebene sowie neuronalen Ebene nahe. Die kognitiven Beeinträchtigungen bei bipolaren Patienten wurden zum Teil auf eine gesteigerte emotionale Sensibilität zurückgeführt, die mit einer Überaktivierung limbischer Hirnstrukturen einhergeht. In dem vorliegenden Forschungsprojekt wurde eine mögliche Interferenz zwischen emotionaler Verarbeitung und kognitiver Leistung bei remittierten bipolaren Patienten mittels Verhaltensexperimenten und funktioneller Kernspintomographie untersucht. Ergänzend hierzu wurde eine Analyse der anatomischen Konnektivität zwischen relevanten Hirnstrukturen, z. B. des limbischen Systems mittels Diffusions-Tensor- Bildgebung (DTI) durchgeführt. Remittierte bipolare Patienten zeigten keine kognitiv-emotionale Interferenz auf der Verhaltensebene, jedoch eine vermutlich kompensatorische Überaktivierung von Gehirnregionen, die für die Verarbeitung emotionaler Reize und kognitive Kontrolle relevant sind (Anteriores Cingulum, Superior Temporaler Sulcus, Nucleus Caudatus, Orbitofrontaler Kortex). Darüber hinaus wiesen bipolare Patienten im Vergleich zu gesunden Kontrollprobanden eine stärkere Konnektivität zwischen limbischen Gehirn-Strukturen (Amygdala/Hippokampus und subgenuales Cingulum) auf. Dieser Befund stützt frühere Ergebnisse funktioneller Bildgebungsstudien und die Hypothese einer limbischen Überaktivierung, die Zeichen einer erhöhten emotionalen Sensibilität sein könnte. Weitere Studien sollten verschiedene emotionale Prozesse (z.B. Belohnung, Bestrafung, Empathie) sowie verschiedene Stadien der emotionalen Verarbeitung bei Patienten mit einer bipolaren Störung untersuchen. Darüber hinaus müssen Folgeuntersuchungen die Spezifität der gefundenen Befunde für bipolare Störungen im Vergleich zu unipolaren Depressionen beleuchten sowie die Variation der Veränderungen in Abhängigkeit der verschiedenen Krankheitsphasen der bipolaren Störung (Manie, Depression, Euthymie).

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • (2007). Fronto-striatal overactivation in euthymic bipolar patients during an emotional go/nogo task. American Journal of Psychiatry, 164, 638- 646
    Wessa, M., Houenou, J., Paillere, M. L., Berthoz, S., Artiges, E., Leboyer, M., & Martinet, J.-L.
  • (2007). Increased white matter connectivity in euthymic bipolar patients: Diffusion tensor tractography between the subgenual cinguiate and the amygdalo-hippocampal complex. Molecular Psychiatry, 12, 1001-1010
    Houenou, J., Wessa, M., Douaud, G., Leboyer, M., Chanraud, S., Perrin, M., & Paillere-Martinot, M.-L.
 
 

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