Diagenese von anthropogenen Siedlungsspuren in Höhlensedimenten von Sibudu, Südafrika
Final Report Abstract
Zur breiten Einbindung der Organischen Petrologie in die Analyik von anthropogen-geprägten Höhlensedimenten führte die Vorstellung, dass frühe Menschen sehr viele ihrer Bedürfnisse durch die Verwendung biogenen Materials abdeckten. Pflanzen dienten neben Nahrungszwecken z.B. als Unterlage, Isolation, Brennstoff, der Harz- und Fasergewinnung und Herstellung von Flechtwerk. Spuren dieser Materialien sind i.d.R. in den archäologischen Sedimenten erhalten und lassen nach Identifizierung und Charakterisierung Rückschlüsse auf den Umgang der Bewohner mit den organischen und biogenen Rohstoffen zu. Ähnlich zahlreich sind die Verwendungsmöglichkeiten von tierischen Substanzen. Die bis dato stark auf die Entschlüsselung von sog. site formation-Prozessen ausgerichtete Dünnschliffmikromorphologie (Courty et al. 1989) kann die Auswertung der organischen und biogenen Sedimentbestandteile nur in beschränktem Maße leisten. Inzwischen werden die organisch-petrologische Methoden in den Fundstellen Kebara Cave (Israel), Pech de l'Aze IV (Frankreich) und Hohle Fels (Deutschland) angewandt und mit den konventionellen mikromorphologischen Daten verknüpft. Somit gelangt man zu einer besseren Fundstelleninterpretation insbesondere in Bezug auf die anthropogenen Aktivitäten. Die Projektforschung umfasst mineralogische und organisch-petrologische Untersuchungen. Zur Bestimmung der mineralogischen Zusammensetzung wurden lose Sedimentproben und Dünnschliffe mit Fourier-Transform-Infrarotspektroskopie (FTIR), Rasterelektronenmikroskopie (SEM-EDAX) und Durchlichtmikroskopie untersucht. Zusätzlich wurden von ausgesuchten Proben aus Feuerstellen und umgebendem Sediment Phytolithen (Pflanzenopal) extrahiert, um die Intensität der Feuernutxung in Sibudu zu erschließen. Die genaue Kenntnis der Sedimentmineralogie ist Voraussetzung für das Verständnis der diagenetischen Prozesse im Rahmen der Sedimentbildung und konsequenterweise für die Bestimmung von sogenannten „site formation processes", deren Verständnis für die Fundstelleninterpretation unverzichtbar ist. Die anthropogen geprägten Sedimente erfuhren verhältnismäßig geringfügige mineralogische Umwandlungen, verglichen mit Höhlensedimenten ähnlichen Alters und ähnlich hohem Anteil an Pflanzenaschen (wie z.B. Kebara, Hayonim). Horizonte mit besonders groß und reichlich ausgebildeten sekundären Gipsknöllchen korrelieren mit Phasen höherer Feuchtigkeit. Ein weiterer für die archäologische Interpretation wichtiger Befund ist die Identifizierung und Charakterisierung von Pflanzenaschen-Residuen, die sich im Feldbefund nicht als Aschevorkommen identifizieren lassen. Basisdaten für die Interpretation von Erhitzungs- und Verbrennungsprodukten von Knochen, die in den Sibudu-Sedimenten zahlreich vorkommen, wurden mittels organischer Petrologie zunächst an einem Feuerstellenexperiment erhoben. Die Auswertung zeigt eine breites Spektrum an Erhitzungs und Verbrennungsprodukten, die zum einen genaue Temperaturanzeiger bilden, zum anderen mit ihren Ursprungssubstanzen in Verbindung gesetzt werden können. Die organisch-petrologische Datenerhebung muss auf Folgestudien ausgedehnt werden, um unterschiedliche Verbrennungsprozessen und Feuerstellen-Typen gerecht zu werden. Dann kann ein sinnvoller Vergleich mit den organischen Resten der Sibudu-Sedimente vorgenommen werden.
Publications
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