Vegetationsgeschichtliche und archäobotanische Untersuchungen zur neolithischen und bronzezeitlichen Landnutzung am Bodensee
Zusammenfassung der Projektergebnisse
Im westlichen Bodenseegebiet sind im Projekt fünf neue, hochauflösende und unabhängig datierte Pollenstratigraphien entstanden, die vor allem den Bereich Neolithikum, Bronzezeit und Eisenzeit abdecken. Das westliche Bodenseegebiet ist damit nun das am besten pollenanalytisch untersuchte Gebiet in Mitteleuropa. Die erzielten Ergebnisse sind nicht nur von regionalem Interesse, sondern weisen weit darüber hinaus. Durch die Vielzahl von Radiokarbondatierungen konnten erstmalig Bayes-Modelle für die Konstruktion von Zeit-Tiefen Beziehungen genutzt werden. Die neuen Datierungen ermöglichen es, unabhängige Annahmen über die Synchronizität von biostratigraphischen Ereignissen und Verläufen zu machen. So konnte erstmalig festgestellt werden, dass die Einwanderung der Buche weitgehend synchron ist und somit aller Wahrscheinlichkeit nach nicht anthropogen induziert wurde. Weiterhin synchron ist eine mitteljungneolithische Landnahmephase, die bisher gar nicht als solche aufgefallen war. Bedeutsam ist auch, dass sie früher datiert als der Beginn der Pfahlbausiedlungen am Bodenseeufer. Ähnliches gilt auch für die Frühbronzezeit. Die Daten werden über das Projekt hinaus in vielfältiger Weise verwendet. Aufgrund ihrer hohen Qualität eignen sie sich besonders für die Anwendung neuer Verfahren der Landschaftsrekonstruktion. Hierfür wurden – unabhängig vom Projekt – Arbeiten zur Ermittlung von Pollenproduktivitätsschätzungen durchgeführt. Zusammen mit anderen Daten des Landesamtes für Denkmalpflege und frei verfügbaren Daten der European Pollen Database sind sie auch Teil eines Kooperationsprojektes mit dem University College London und der Universität Plymouth, das die Korrelation von Vegetationsbedeckung und Populationsdichte im Neolithikum untersucht. Ebenfalls von zentraler Bedeutung sind sie für ein weiteres Projekt des Landesamtes, bei dem es um die Siedlungsdynamik und Landnutzung zwischen Hegau und westlichen Bodenseegebiet geht.
Projektbezogene Publikationen (Auswahl)
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Neue Forschungen zur Umwelt und Ernährung der Pfahlbaubewohner aus Südwestdeutschland. Leipziger online-Beiträge zur Ur- und Frühgeschichtlichen Archäologie 12 (1), 2004, 1-14
M. Rösch
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Spätneolithische und bronzezeitliche Landnutzung am westlichen Bodensee – Versuch einer Annäherung anhand archäobotanischer und experimenteller Daten. In: P. della Casa/M. Trachsel (eds.), WES’04 Wetland Economics and Societies. Collectia Archaeologica 3, Zürich 2005, 105-119
M. Rösch
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Von der Natur- zur Kulturlandschaft – Ein Forschungsprojekt zur jungsteinzeitlichen und bronzezeitlichen Landnutzung am Bodensee. Denkmalpflege in Baden-Württemberg 35/4, 2006, 225-233
L. Wick/M. Rösch
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(2008). Spätneolithische Landnutzung im nördlichen Alpenvorland: Beobachtungen – Hypothesen – Experimente. In: Dörfler, W., Müller, J. (Hrsg.), Umwelt – Wirtschaft – Siedlungen im dritten vorchristlichen Jahrtausend Mitteleuropas und Südskandinaviens. Offa, N.F. 84, 301- 315 (Wachholtz, Neumünster)
Rösch, M., Ehrmann, O., Kury, B., Bogenrieder, A., Herrmann, L., Schier, W.
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2008. Pflanzenreste aus einer Grube der Glockenbecherkultur in Engen-Welschingen, Kreis Konstanz. Archäol. Ausgrab. Bad.-Württ. 2007, 98-101
Rösch, M., Sillmann, M.
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Vom Korn der frühen Jahre – Sieben Jahrtausende Ackerbau und Kulturlandschaft. Arch. Inf. Bad.-Württ. 55, Esslingen 2008
M. Rösch, M. Heumüller
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Vom Korn der frühen Jahre – Sieben Jahrtausende Ackerbau und Kulturlandschaft. Denkmalpflege in Baden-Württemberg 38/3, 2009, 157-164
Rösch, M.
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(2010). Holocene land-cover reconstructions for studies on land cover-climate feedbacks. Clim. Past, 6, 483-499
M.-J. Gaillard, S. Sugita, F. Mazier, A. K. Trondman, A. Broström, T. Hickler, J. O. Kaplan, E. Kjellström, U. Kokfelt, P. Kuneš, C. Lemmen, P. Miller, J. Olofsson, A. Poska, M. Rundgren, B. Smith, G. Strandberg, R. Fyfe, A. B. Nielsen, T. Alenius, L. Balakauskas, L. Barnekow, H. J. B. Birks, A. Bjune, L. Björkman, T. Giesecke, K. Hjelle, L. Kalnina, M. Kangur, W. O. van der Knaap, T. Koff, P. Lagerås, M. Latałowa, M. Leydet, J. Lechterbeck, M. Lindbladh, B. Odgaard, S. Peglar, U. Segerström, H. von Stedingk & H. Seppä
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Landnutzung, Pflanzenproduktion und Sammelwirtschaft. In: Badisches Landesmuseum Karlsruhe (Hrsg.), Jungsteinzeit im Umbruch, Die „Michelsberger Kultur“ und Mitteleuropa vor 6000 Jahren (Karlsruhe 2010), pp. 164-168
M. Rösch
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Agrarkrisen in der Vergangenheit: Ursachen, Verlauf, Bewältigung. Erklärungsversuche aus botanischer Sicht. In: F. Daim, D. Gronenborn, R. Schreg (Hrsg.), Strategien zum Überleben, Umweltkrisen und ihre Bewältigung, RGZM – Tagungen 11, (Mainz 2011), 81-94
M. Rösch
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Landnutzung und Kulturlandschaft in Mitteleuropa von der Jungsteinzeit bis zur Neuzeit: Ein Überblick. TÜVA Mitteilungen 12, 2011: 13-34
M. Rösch
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Spätneolithischer Ackerbau im Experiment – eine Zwischenbilanz nach 12 Jahren Forchtenberg. In: H.-R. Bork, H. Meller, R. Gerlach (Hrsg.), Umweltarchäologie – Naturkatastrophen und Umweltwandel im archäologischen Befund, Tagungen des Landesmuseums für Vorgeschichte Halle (Saale) 6, 2011, 175-192
M. Rösch, H. Biester, A. Bogenrieder, E. Eckmeier, O. Ehrmann, R. Gerlach, M. Hall, Ch. Hartkopf-Fröder, L. Herrmann, B. Kury, W. Schier, E. Schulz
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Pollenanalysen an drei Bohrkernen aus dem Profundal des Ortasees (Piemont, Italien). In: A. Stobbe/U. Tegtmeier, Verzweigungen, eine Würdigung für A.J. Kalis und J. Meurers-Balke, Frankfurter Archäologische Schriften 18 (Bonn 2012), pp. 225-247
M. Rösch, E. Fischer, J. Lechterbeck, L. Wick